Thrice. Es sind die kleinen Dinge, die einem Menschen großes antun können. "Major/Minor" besprochen.

Große Künstler der alternativen Musik. Thrice. Quelle: facebook
"Major/Minor" hätte solch ein düsteres Album werden können. Denn die vier Kalifornier in Thrice wurden während ihrem Schaffen arg von dem Schicksal gebeutelt. Trotz allem ist die neue Platte die wahrscheinlich sonnigste, die die Band je veröffentlicht hat.

Thrice sind gereifte Herren, Gitarist Teppei Teranishi und Frontmann Dustin Kensrue haben beide Familie mit Kindern. Dustin und seine Kollegen sind alle so um die dreißig Jahre alt, haben sie überschritten oder haben nicht mehr lange bis zur großen Drei. Die Band macht nun zusammen seit dreizehn Jahren Musik. Ohne Wechsel im Lineup, mit viel Bewegung im Sound. So klingt das neuste Album "Major/Minor" heute noch eine Schippe reifer als das schon ausgewachsene "Beggars" vor gut zwei Jahren.

Als während der Vorarbeit zu "Major/Minor" der Vater von Ed und Riley Breckenridge plötzlich verstarb, erschütterte die Rhythmussektion, Bassist und Drummer der Band die einhergehende familiäre Krise. Als sei das nicht genug des Übels, verstarb im selben Zeitraum die Mutter des Gitaristen Teppei an Krebs. Solch Drama schreibt nur das Leben, und genau darunter hätte die Band zerbrechen können, denn jeder war in seiner Familie mehr gebraucht denn je. Riley erzählte kürzlich in einem Interview mit Absolute Punk wie er vermutet hätte, dass all diese niederschlagenden Ereignisse die Band in ein depressives Album hätten stürzen können.

Doch dem war schließlich nicht so. "Major/Minor" erzählt zwar von Rückschlägen, Vertrauensbrüchen und Verzweiflung, findet aber stetig einen positiven Ausweg aus der Misere. Mal ist dieser lyrisch in den Texten von Dustin Kensrue nach zu vollziehen. Mal suggeriert das schlicht und einfach die Musik, eine einfache Gitarrenmelodie, die wie ein Lichtstrahl aus dem Dunkel hinaus trägt. Das beste Beispiel hierfür ist das beschwingende "Anthology".

Der Vater in Dustin spricht auch deutlich aus seinen Texten, die der Sänger rhythmisch um einiges eingängiger moduliert, als dies früher der Fall war. Schon im Opener "Yellow Belly" geht es um die kleinen Dinge die ein mies gelaunter Vater im Affekt äußern kann - unbewusst der Folgen, die diese für sein Kind haben können.

Trotz der schwerwiegenden Hintergrundgeschichten zu "Major/Minor" sind es hier die kleinen Dinge, die bei einem Menschen großes anrichten können.

Es ist schwer zu sagen welcher Song dieses großartigen, musikalischen Werkes der beste sein könnte. Jeden Hörer wird sicherlich ein anderer tiefer ansprechen. Fakt ist, jeder der nur im entferntesten etwas mit Rock-Musik anfangen kann, wird von diesem Album angesprochen werden.

Mein persönlicher Hit der Platte ist das wunderbar vielschichtige "Call It In The Air", das zwischen Power-Ballade und groovendem Post-Hardcore-Monster alles bedient, was Thrice jeher ausmacht.




Thrice - "Major/Minor"
VÖ: 23.09.2011
via: Vagrant

Mehr: thrice.net

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