Käfer K - "zu verwerfende Pläne". Deutsch-Emo in Bestform.

Käfer K aus Münster. Fotoquelle: facebook
Wenn man einen Song um die Bauanleitung eines Lego-Monstertrucks spinnt, kann man entweder sehr lustig sein, oder ein Meister in Sachen Metaphorik und der Analogie. In erster Linie unterstelle ich der Band Käfer K aus Münster nun erst einmal einen gesunden Sinn für Humor.

Der Opener ihrer zweiten und neuen Platte "zu verwerfende Pläne" schildert in gewitzter und gar dramatischer Weise das zusammenstecken eines Lego-Baukastens. "Der feste Stein ein Griff, die Hände sind zu schwach. / Der feste Stein ein Biss, auf den Kiefer ist verlass." Und schon erinnere ich mich auch meine Lego-Steine mit den Zahnabdrücken. Diese Zeilen werden zudem in feinstem 90er-Jahre-Emo der Vereinigten Staaten und logischerweise auf deutscher Sprache vorgetragen. Gesanglich gehen beide Stimmen angenehm chaotisch mit der deutschen Sprache um. Oft sind deutsche Texte zu akkurat ausgesprochen, und passen sich nicht richtig in die Musik ein. Bei Käfer K klappt das. Musikalisch erinnert die Band dazu an Braid oder Sunny Day Real Estate. In diesem wunderbar griffig produzierten Sound-Gewand verpacken die Münsteraner über die 11 Titel (abzüglich der zwei Instrumental-Songs) durchweg clevere und gewitzte Songtexte. Das wirkt derart erfrischend, im vergleich zum Pathos und Kitsch, in dem andere Genre-Kollegen doch ganz gerne mal versinken.

In diesen Texten, die mal böse zynisch sein können oder banal albern, schicke ich mich einfach mal an einen durchweg tieferen Sinn zu erahnen. Gleich der zweite Song "Mühle", der davon handelt wie ein Müller an seiner Arbeit an der Mühle erliegt, und der Mühle "das scheißegal" ist, stellt für mich eine einwandfreie Parabel auf das Leben dar. Vielleicht lachen sich die Texter jetzt ins Fäustchen, wenn sie das lesen, aber ich unterstelle der Band einfach mal vollkommen clevere und durchdachte Texte, die sich auf eine teils fast plumpe Art hinter einem Schmunzeln verstecken. "Julian lebt mit seinen Lügen" ist da so ein Beispiel. Das Lied besteht eigentlich nur aus einem total übertrieben geschauspielerten Streitgespräch vermeintlicher Erwachsener, die ihrer Kinder wegen übers Fremdgehen zanken. Das könnte allein wegen seiner Form für den Zuhörer unendlich schrecklich sein, doch in der banalen Überspitzung liegt hier wieder die Genialität. "Du hast ein Alkoholproblem! / Und Du eins mit Dir!"

Ich könnte jetzt stundenlang aus der knappen halben Stunde Musik, die Käfer K hier ablierfern, zitieren. Man merkt schon, dass mir das Album übermäßig gut gefällt. Deshalb hab ich das jetzt auch die letzten Tage fast auf Dauerrotation. Absolute Empfehlung.



Käfer K - "zu verwerfende Pläne"
VÖ: 1.3.2013
via: Lala Schallplatten / Broken Silence

Mehr: Käferk.de, facebook.com/kaeferk

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