Bedfellows? Interview mit Jamie McDonald, Gitarrist der britischen Band Bastions.

Bastions. Foto: Promo
Depression, Wut und Hass? Ich habe mich zur Veröffentlichung der neuen EP "Bedfellows: The Bastard Son" mit Jamie McDonald, dem Gitarristen der britischen Modern-Hardcore-Band Bastions unterhalten. Im kurzen Interview spricht Jamie darüber, wie Bastions ihre Songs schreiben, und wo sie den Stoff ihrer Geschichten her bekommen. Denn die Songs auf Platten wie "Hospital Corners" und "Bedfellows" erzählen allesamt unterschiedliche Episoden, und Eindrücke des Lebens.



MIM: Auf eurem bislang einzigen Album "Hospital Corners" sind einige Songs die immer den Eindruck von persönlichem Straucheln und Scheitern mitschwingen lassen. Manchmal scheint es, als würdet ihr wahre Geschehnisse der Vergangenheit aufarbeiten. Gibt es ein großes Thema, das ihr in Bastions-Songs abarbeitet?

Jamie: Das trift es nicht ganz. "Hospital Corners" war eine Sammlung von Ideen. Allesamt schrieben wir zwar um den zentralen Punkt an sich selbst zu scheitern. So sprechen einige Songs aus eigener persönlicher Erfahrung, andere wurden aus der Sicht von fiktiven Charaktern geschrieben. Jay [Sänger und Frontmann] arbeitet in sozialen Einrichtungen und hat ein Diplom in Psychologie, da hat er einen ganzen Trog von Material und Erfahrungen, die er beim Songschreiben verarbeiten kann.

MIM: Ihr seid aus dem nördlichen Teil von Wales, nicht aus Brighton, Liverpool, London oder einer sonstigen englischen Stadt, die eine reichhaltige Szene beherbergt. Wie kam es dazu, dass ihr diese Band angefangen habt? 

Jamie: Jay und ich sind in North Wales geboren und aufgewachsen, wir lernten uns kennen als wir beide in anderen Bands spielten, in einer lokalen Szene, die es jetzt leider nicht mehr gibt. Ich glaub, wir sind jetzt nicht mehr wirklich eine nord-walisische Band. Gerade weil wir nicht all zu oft zuhause sind. Ich pendle viel zwischen London und Anglesey [größte Insel im Norden von Wales] und Jay lebt mit seiner Freundin in Cornwall. Zac kam zu uns in die Band als Crocus sich auflösten, er ist auch aus Cornwall. [Crocus war in der britischen Szene eine gut verankerte Hardcore-Band.]

MIM: Eure Songs wirken im Grunde alle ziemlich wütend. Damit meine ich jetzt nicht das Standard-Hardcore-Wütend. Vielmehr diese leidenschaftliche, aufrichtige Wut. Wo kommt diese Wut her?

Jamie: Das kommt schlicht aus den Emotionen, die wir in die Songs investieren, und in die Storys, die wir erzählen möchten. Ich glaube, das kommt einfach davon, dass wir so sind - als Kollektiv aus Menschen. Uns ziehen die missmutigen, ekligen Themen beim Songschreiben eher an. Das hat zu einem gewissen Faktor mit einer Art kathartischer Genugtuung zu tun.

MIM: Müsst ihr zum Schreiben der Songs in schlechter Laune, oder gar in depressiver Stimmung sein?

Jamie: Nicht unbedingt. Da fast jede unserer Platten ein darüber geordnetes Konzept oder Thema hatte, ging die Themenfindung eher konzeptuell. Da macht "Bedfellows" keine Ausnahme. Weil wir eben mit einem gewissen Konzept an die Platten gehen, liegen wir mit unseren Ideen oft sehr nahe beinander, wenn es zum Schreiben neuer Songs kommt. Das überträgt sich dann auch in die Aufnahmen bis hin zu den Artworks und sonstigen visiuellen Mitteln. Wir haben ein gemeinsames Ziel das wir erreichen wollen, deshalb glaube ich, dass die damit verbundene Kreativität aus einer anderen Ecke kommt, als einfach wütend oder depressiv zu sein.

MIM: Ihr habt nun den ersten Teil von "Bedfellows" veröffentlicht. Es ist wieder eine sehr intensive, und zu teilen gar unheimlich langsame EP. Welche Geschichte erzählt diese Platte?

Jamie: Es ist eine Geschichte über Hilflosigkeit und vom Verlassenwerden. Wir wollten eine Story aus zwei verschiedenen Perspektiven erzählen. Wir haben also ein Szenario entworfen, das an das Ende von "Hospital Corners" anknüpft. Diese beiden in sich verwobenen Geschichten aus den angesprochenen zwei Perspektiven dann über zwei unterschiedliche EPs hinweg zu erzählen, wirkte für uns wie eine interessante und andere Herangehensweise. Unsere Intention war es, etwas mit mehr künstlerischer Tiefe zu schaffen, als einfach bloß eine nächste Platte zu veröffentlichen. Hoffentlich ist uns das gelungen.

MIM: Was können wir vom zweiten Teil erwarten? Und wann erscheint "Bedfellows" Teil zwei?

Jamie: Ich habe das Gefühl der zweite Teil wird die Geschichte, die über die beiden EPs verknüpft ist durchaus abrunden, und im Gesamteindruck dann wie ein komplettes Album wirken. Das war keine einfache Aufgabe, es als zwei EPs zu veröffentlichen, da wir in beiden Fällen auch in sich geschlossene allein stehende Werke abliefern wollten. Infos zur Veröffentlichung von Teil zwei kommen bald!

Bastions sind: Jamie McDonald, Zachary Birchley, Jamie Burne


Mehr:
Platten-Reviews zu Bastions bei MYINDIEMIND.de

Bastions - "Bedfellows: The Bastard Son"
VÖ: 18.2.2013
via: Holy Roar Records

Review.




Bastions - "Hospital Corners"
VÖ: 07.11.11
via: In At The Deep End Records

Review.






Bastions auf Tour:
Shows  (w/ Battle For Paris) –
08.03.13 / ACU, UTRECHT, NL
09.03.13 / WALDMEISTER, SOLINGEN, DE
10.03.13 / K19, BERLIN, DE
11.03.13 / KREATIVFABRIK, WIESBADEN, DE
12.03.13 / CHEMIEFABRIK, DRESDEN, DE
13.03.13 / KLUB 007, PRAGUE, CZ
14.03.13 / CLUB NOIR, SZEGED, H
15.03.13 / TRAFFIC CLUB, BUDAPEST, H
16.03.13 / ANN & PATT, LINZ, AS
17.03.13 / CLUB SCHILLI, ULM, DE
18.03.13 / SLACHTHAUS, DORNBIRN, AS
19.03.13 / LA GRAVIERE, GENEVA, SW
20.03.13 / (TBC) PARIS, FR
21.03.13 / HALL OF FAME, TILBURG, NL
22.03.13 / (TBC) GHENT, BE

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