Jennifer Rostock und der Onkelz-Freiwild-Shitstorm.

Das sind Jennifer Rostock. Quelle: facebook 
Am 25. Januar spielten Jennifer Rostock eine Show in der ausverkauften Großen Freiheit in Hamburg. Gestern beschwerte sich die New-Wave-Revival-Pop-Band via ihrem Profil bei facebook über Menschen mit Fan-Shirts der Kapelle Böhse Onkelz. In einem Atemzug verteufelten sie gleich noch das aufkeimende Gewächs namens Freiwild. Meilenweite Kommentar-Türme können unter den verlinkten Postings gerne durchstöbert werden. Aber Achtung. Es ist zum Heulen.

Ich zitiere Jennifer Rostock: "Nachtrag zu Hamburg: wir wollen nie wieder Leute mit Böhse Onkelz Shirts auf unseren Konzerten sehen. Und Freiwild könnt ihr auch stecken lassen! Klar, jetzt geht hier in den Kommentaren die üble Diskussion ab, aber Grauzone ist ganz nah an Braunzone. NAZIS RAUS, den Rest kennt ihr ja." (Jennifer Rostock / facebook-Post)

MY INDIE MIND findet das löblich. Denn: Dass die Böhsen Onkelz mal "Nazis waren" ist bekannt. Dass die Tiroler Lächerlichkeit namens Freiwild mit ihren "patriotischen" Texten und ihrer vermeintlichen "Heimatliebe" vor allem super in rechtsradikalen Kreisen ankommt, das hat selbst der dämlichste NPD-Funktionär schon begriffen. Ideologien, die rückwärts gerichtet die eigene Herkunft über die eines anderen stellen, gelten nicht zu unrecht als ein potentieller Quell für Fremdenhass.

Freiwild nehmen keine Stellung zu ihrer politischen Haltung. Verkaufen es als Heimatliebe, verjagen aber Neo-Nazis auch nicht von ihren Konzerten. So wehren sie sich auch nicht dagegen von der rechtsradikalen Szene instrumentalisiert zu werden. Ist diese konservativ schmeckende Neigung auch bloß blanke Lobhudelei ob der bewahrten eigenen kleinen Welt, beschreit sie doch ganz deutlich, dass von Außen erst einmal nur schlechtes oder zu mindest schlechteres kommt.

Leider passt diese Haltung viel zu gut an den Zahn der Zeit. In Zeiten der Wirtschaftskrise verkriechen sich die Menschen gerne wieder in alten Marotten. Denn der Ausländer arbeitet nicht, er verschleißt nur unser Geld. Etc pp.  So wird heiter darüber diskutiert ob der Euro noch tragbar ist und dass wir ohne Europa besser dran seien. All das manifestiert sich in diesem fragwürdigen Realitätsbild welches Neo-Nazis gerne als Nährboden für Volksverhetzung und Fremdenhass verwenden.

Wie gefährlich solche Tendenzen sind, gerade in unserer strauchelnden Gesellschaft, kann nicht oft genug wie der Teufel an die Wand gemalt werden. Aussperren dieser Gruppierungen ist keine Lösung. Aber wie soll denn ein ahnungsloser Freiwild- und Onkelz-Fan erreicht werden? Da ist der Schritt an die Öffentlichkeit zu gehen der einzig wahre. In einem öffentlichen Forum wie in einem sozialen Netzwerk werden Menschen heutzutage noch erreicht. Schön zu sehen, dass sich auch andere publikumswirksame Bands in die Diskussion einklinken, wie beispielsweise Mikroboy.

Jennifer Rostock haben zudem noch eine schlüssige Erklärung für ihr Verhalten parat:
"Wir möchten klarstellen, dass wir nicht alle Böhse-Onkelz- oder Freiwild-Fans als Nazis bezeichnen und auch niemandem vorschreiben wollen, wie er/sie sich zu kleiden hat. Aber auf unseren Konzerten möchten wir die Namen von diesen "fragwürdigen" Bands nicht lesen.
Denn auch wenn Freiwild sich selbst als "unpolitisch" bezeichnen, findet ihre Musik gerade in der rechtsextremen Ecke viel Anklang, da die Texte große Identifikationsfläche für nationalistisches Gedankengut bieten [...]" (Jennifer Rostock / facebook-Post)

Man muss auf diese Gefahren aufmerksam machen. Außerdem banal gesagt, möchte ich persönlich nicht Teil eines Konzertes oder einer Party sein, die Nazis oder sonstige Typen mit fremdenfeindlichen Ideologien, mit offenen Armen empfängt.

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