I Am Heresy. Ketzerei an Ostern. Wunderbare letzte Show ihrer Europatour im Stuttgarter Zwölfzehn.

I Am Heresy im Zwölfzehn.
Nicht, dass ich I Am Heresy Ketzerei unterstellen würde, aber Heresy heißt nun mal Ketzerei, und an christlichen Feiertagen will man doch provozieren, oder nicht? Nathan Gray, Frontmann von I Am Heresy provoziert und konfrontiert gerne. Deshalb war das auch ein sehr unterhaltsamer Abend. Musikalisch ging das auch wunderschön auf die Fresse, wie man so schön sagt.

Dass I Am Heresy mehr als nur eine Zweitband neben Boysetsfire ist, erklärt uns Nathan morgen noch ausführlich im Interview. Gestern bei der Show brauchte er dafür aber keine Worte. Seine drei Gitarristen, Bassist und Drummer, Jay Sin, Simon Gray, Gregg Kautz, Matt Balog und Crumbs ließen da keinerlei Zweifel aufkommen. Da haben sechs Männer einfach herrlich viel Lust auf laute, garstige Musik zwischen Metal, Hardcore und Post Hardcore. Inhaltlich setzt sich die neue Band um Herrn Gray mit offensiver Religion und satanischen Symbolismen auseinander. Am Samstagabend zwischen Karfreitag und Ostersonntag machte der charismatische Frontmann auch kein Hehl daraus, wie lächerlich und böse Religion seiner Ansicht nach sein könne. Sowieso nimmt der geborene Amerikaner  aus New Jersey kein Blatt vor den Mund, wenn es ihm um seine eigene Meinung geht. So musste auch der Barkeeper im Zwölfzehn schon zu Beginn der Show ein bisschen einstecken. Der war wohl zuvor im Backstage nicht gerade zuvorkommend zur Band gewesen, das lässt sich der Exzentriker dann nicht nehmen, ihn vor versammeltem Publikum via Mikro vor den Karren zu fahren.

Neben vielen lustigen und abfälligen Kommentaren in gesprochener Form überzeugte I Am Heresy als Mannschaft vor allem aber eben musikalisch. Songs von der neuen EP wie "Hive Mind" und selbstverständlich zu guter Letzt der jetzt schon Klassiker "I Am Heresy" vom Debütalbum sorgten für ausgelassene Stimmung im gemütlich besuchten Zwölfzehn in Stuttgart. I Am Heresy spielen kantigen metallischen Hardcore, der weit entfernt von Metalcore-Plattitüden mit heftigen Schreipassagen immer wieder Luft findet harmonische Elemente wie klaren Gesang und packende Melodien organisch einzuflicken.

Auch die mitgereisten Italiener Hierophant, die als Vorgruppe den Abend eröffneten, machten mit ihrer finsteren Metal-Punk-Gangart einiges richtig. Keifende unverständliche Vocals über wabernden, tiefer gelegten Klangwelten. Ein Sound aus der Hölle, um hier bei der Blasphemie zu bleiben.

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