Vom allein sein, vom nicht selbst sein, vom Ausbrechen. Captain Planet mit "Treibeis" und Poesie mit Punkdrive.

Captain Planet im Studio. (Foto: Promo)

"Zwischen Ausfahrt und Auffahrt / Gibt es wenig zu berichten / Und am Abend spiegelt sich dein Tag / Im Bankautomatenmonitor". Captain Planet aus Hamburg erzählen mit ihrem neuen Album "Treibeis" von der Normalität. Oder dem was wir als normal empfinden, und gar nicht mehr hinterfragen, warum wir das so tun, wie wir es tun. Mit dieser Selbstverständlichkeit, diesen Alltagstrott hinnehmen. "Hab dich schon oft gefragt / Ob du noch weißt / Wozu du jeden Morgen / An dieser Haltestelle stehst?" und da stellen wir fest, dass wir uns selbst das schon lange nicht mehr gefragt haben.

Das ist die große Stärke von Captain Planet. Beobachtungen aus dem tristen Alltag, werden hinterfragt, nachvollziehbar und ungestelzt. Poesie in Alltagssprache. Musikalisch Emocore mit Punkdrive. Die mittlerweile achte Veröffentlichung der norddeutschen Band rauscht beim ersten Hören ein bisschen, fast unbemerkt an einem vorbei. Man hört direkt, dass die Band nicht von Ungefähr kommt. Man möchte genauer hinhören, sich Zeit nehmen. Und sich damit beschäftigen. Und davon scheint die Platte auch zu handeln. Sich mal aus dem Alltag wieder auszuklinken, nach zu denken und sich mit vielleicht mal wieder mit sich selbst zu befassen. Oder besser sich mit Dingen zu befassen, die einem wichtig sind.

Bei dieser Abhandlung dämmert mir, dass diese Platte namens "Treibeis" mich persönlich anspricht. Und was kann ein besseres Kompliment  an einen Künstler sein, als das? Spätestens beim Song "Land unter" haben die Worte mich kalt erwischt. "Hast deine Worte in Beton gegossen / Nichts geht Kaputt / Alles ist für immer". Man schreibt sich Normen fest, an denen nicht mehr gerüttelt werden kann. Können die überhaupt bestehen? Versteift man sich nicht unbewusst? Sollte man vielleicht doch flexibler, mit seinen Gedanken umgehen? Vielleicht sollte man sich selbst auch mal wieder finden?

All das sind Fragen, die das Album "Treibeis" von Captain Planet aufwerfen, und selbst das sind nur Momentaufnahmen. Ist das jetzt albern einer Platte so viel Bedeutung zuzuschreiben? Oder ist diese Platte einfach so verdammt gut und vor allem clever getextet, dass man gar nicht anders kann?



Captain Planet - "Treibeis"
VÖ: 12.10.2012
via: Zeitstrafe

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