Crowdfunding bald Standard? Featurette über Crowdfunding (4/4).

Crowdfunding bringt auch Stromberg ins Kino (Bild: Promo)

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Crowdfunding wird in Deutschland sicherlich schwieriger zu etablieren sein als in den USA, da hierzulande „über 90 Prozent der direkten Finanzierung von Kultur die öffentlichen Hände tragen“, so Wolfgang Börnsen, kultur- und medienpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Jenseits des Atlantiks hat allein kickstarter.com, der amerikanische Crowdfunding-Pionier bereits im ersten Jahr um die 80 Millionen US-Dollar umgesetzt. Davon ist man in Deutschland noch weit entfernt – dennoch sind sich die Pling-Gründer Heberling und Holetzeck sicher, dass die Schwarmfinanzierung „ähnlich einer Lokomotive langsam anfängt zu fahren, die aber – wenn sie erst einmal ins Rollen kommt – nichts mehr aufhalten kann.

Entscheidend für die Zukunft der deutschen Plattformen wird auch die Frage sein, wie die Unterstützungsleistung technisch abgewickelt wird: Um sich vor Betrügern zu schützen, fließt das Geld auf pling.de erst, wenn das Projekt in der vorgegebenen Zeit erfolgreich war. Bei einigen Konkurrenzanbietern kommt es beispielsweise einem gemeinnützigen Zweck zugute, wenn das Budgetziel verfehlt wurde. Die Schwelle zum Betrug sei extrem hoch, glaubt David Heberling, auch wenn sie die finale Produktion nicht überwachen können: „Man müsste sich wirklich ein richtig geiles Projekt ausdenken und richtig viele Leute aktivieren, die investieren“, zumal die Unterstützung nicht bloß dem Vorhaben, sondern auch der Person dahinter gilt.

Bisweilen kann man es sich wie eine Bundestagswahl vorstellen: Politiker geben Versprechen, das Volk wählt sie dafür, schenkt ihnen ihr Vertrauen und wenn sie nicht halten, was sie versprachen, werden sie mit Stimmenverlust abgestraft. Dieses Prinzip eines demokratischen Prozesses ist der Kern dessen, was Crowdfunding ausmacht und weshalb die Pling-Gründer auch daran glauben. So kann ein junger Filmemacher dank der Schwarmfinanzierung seine Vision eher umsetzen als mit Fördermitteln des öffentlichen Rechts, welche das Projekt meist verfälschen oder gar nicht erst annehmen, weil der Inhalt zu extravagant und unangepasst ist. Bestes Beispiel ist hier Hotel Desire. Auch wenn sich die Filmförderinstitutionen gegenüber dem neuen Modell allmählich öffnen, hätte Moya es mit seinem 40-minütigen Erotikstreifen schwer gehabt. Zu der Frage, ob die Provokation beabsichtigt gewesen sei, sagt Sascha Schwingel, Produzent bei Teamworx, die das Projekt begleitet haben: „Natürlich war die spitze Botschaft, 'Teamworx und Von Fiessbach Film machen mit bekannten deutschen Schauspielern einen porneografischen Film', interessanter als wenn wir gesagt hätten, wir machen eine Geschichte über zwei Männer, die auf eine einsame Insel fahren und dort Karten spielen“. Ist das Prinzip Schwarmfinanzierung für Mainstream-Filme demnach ungeeignet? Büro-Tyrann Bernd Stromberg liefert den Gegenbeweis: In nur einer Woche haben die Fans für den angekündigten Kinofilm mit Christoph Maria Herbst eine Million Euro zusammengetragen, wie die Produktionsfirma Brainpool noch vor Weihnachten vergangenen Jahres mitteilte; ein weiterer Erfolg für das Modell Crowdfunding in Deutschland auf dem Weg zum endgültigen Durchbruch.

Von Lars Marschollek und Matthias Roman Schneider

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