Abschiedsszenen mit Thrice in London.
Thrice in London, HMV-Forum 30.4.12 |
Ohne große Theatralik spielten Thrice ein unwahrscheinlich packendes Set. Die englische Supportband Brontide hatte jeder nach dem ersten Titel schon wieder vergessen. Wie hätte man sich auch daran erinnern sollen? Über die Länge von fast zwei Stunden, inklusive zweier Zugaben schöpften Thrice aus jeder Schaffensphase dieser evolvierenden Band. Mit "T & C" spielten sie tatsächlich einen ihrer allerersten Songs. Der zunächst, etwa 1998, auf der Debüt-EP, "First Impressions" zu finden war, und dann zum abschließenden Track auf Thrices Debütalbum "Identity Crisis" promoviert wurde.
Opener der Abschiedsshow in London war "Yellow Belly", der gleichzeitig ihr bis dato letztes Album "Major/Minor" eröffnet. Songs wie "The Artist In The Ambulance" und "Silhuette" wurden auch schon erstaunlich früh abgefeuert. Thrice wollten offensichtlich das Publikum toben lassen, und das gelang auch auf ganzer Linie. Sogar die B-Seite, das Beatles-Cover von "Helter Skelter", fand seinen Platz im sehr stark auf die härteren Songs fokussierten Konzert. Allerdings waren mit "Broken Lungs", "Come All You Weary" und "In Exile" auch ruhigere Nummern mit von der Partie. Leider blieben einige Titel auf der Strecke: beispielsweise hätte man auch gerne noch "Digital Sea" gehört. Gerade dieser Song schaft live eine ganz eigene Dynamik, die auf der "Water"-EP, der "The Alchemy Index"-Sammlung nicht erzielt wird.
Fakt ist aber: Thrice spielten am Montag nun mal ihre wahrscheinlich letzte Europa-Show, und meisterten dies über fast zwei Stunden, wie es mitreisender kaum vorstellbar ist. Gerade Songs aus "Vheissu", vor allem "The Earth Will Shake" endeten im tobenden HMV-Forum in Ekstase. Der ganze Saal schien den Rhythmus mit zu stampfen, was den Song zu einem der Highlights des gesamten Abends machte; denn die Erde bebte tatsächlich.
"Thank You Thrice", um die inbrünstig brüllenden europäischen Fans in ihrem Sprech-Chor zu zitieren, als sich Frontmann Dustin Kensrue bei den Anwesenden bedankte, und es in jener charmanten Resonanz mündete. Falls sie wirklich nicht mehr wieder kommen, war das auf jeden Fall ein passender Abschied, mit Szenen, die selbst die Band so schnell nicht wieder vergessen sollte.
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