Phantom Winter krächzen auf „Sundown Pleasures“ von Hexen und dem großen Nichts. Noch dunkler ist nur statisches Rauschen.

Fast so düster wie das Album. Die Presseaufnahme von Phantom Winter. Foto: Giulia (Instagram @hollow_roads) 

Ein kurzer Schwank aus dem Leben. Zum vergangenen New Noise-Fest sind wir hauptsächlich wegen der japanischen Band COHOL und Phantom Winter gefahren. Das New Noise hat sich in den letzten Jahren immer stärker vom Hardcore verabschiedet, was auf der einen Seite ganz gut ist, immerhin hätten eben diese beiden Bands früher nicht ins Line-Up gepasst. Auf der anderen Seite wird es aber in einer der drei Locations ganz schön gruselig, wenn eine Pop-Punk-Band nach der anderen auftritt und zwischendurch GWLT spielen dürfen. Da ist es auch kaum verwunderlich, dass bei so manchen Bands plötzlich Leute im Publikum stehen, die zu langsamen, tiefen Parts in Songs die Hände in die Höhe strecken, am fiktiven Luft-Motorrad kräftig Gas geben. Oder eben ein Bier exen, während sie ihr Gesäß wenig sexy immer wieder nach vorne drücken. Wie gesagt, ganz schön gruselig.

Besonders gut konnte man diese Moves während der Show von Phantom Winter beobachten. Da gab es dieses Mal nicht nur die Songs des Erstlingswerks „CVLT“, sondern auch einen neuen Song vom neuen Album „Sundown Pleasures“ zu hören. Und wie fein das wieder klang. Insgesamt ein wenig schleppender und mit schön abwechselnden Gesangspart. Da kreischte der Gitarrist seine Witch-Screams ins Mikro, während der Sänger fleißig zurück keifte und die sagenhaften Riffs nach vorne peitschten.

Nach dem Konzert war glatt zu hören, dass die Lieder einigen Zuschauern einen Ticken zu monoton waren. Doch gerade die frischen Songs heben sich sauber von den alten ab. War „CVLT“ die musikalische Umsetzung von „The Thing“, so ist „Sundown Pleasures“ jetzt „Blair Witch“ auf Acid. Es klingt von vorne bis hinten triefend ekelhaft und bitterböse. Stellt euch vor, ihr ertrinkt in einem reißenden Fluss im tiefsten Dunkel, findet keinen Halt und hört aus der Ferne die angsterregendsten Laute. Derart fühlt man sich beim ersten Hören – und weit darüber hinaus.

Dabei ist das Album sogar deutlich langsamer als das letzte. Die Black Metal-Elemente sind seltener eingestreut und es dominieren wuchtige Parts, die erst einmal verdaut werden müssen. Oft versinken die Songstrukturen im völligen Chaos, bevor ein kleiner Funke von Melodie wieder in harmonischere Richtungen lenkt. Oder alles noch weiter in die Noise-Hölle treibt.

„Sundown Pleasures“ erscheint wieder über Golden Antenna und ist ab dem 16. September verfügbar. Wie schon beim Erstlingswerk, haben Phantom Winter auch hier wieder einen Kracher abgeliefert, der große Schritte nach vorne macht und sich positiv von „CVLT“ abhebt. Freuen wir uns also schon auf kommende Konzerte, bei denen hoffentlich weitere Songs vom Sonnenuntergang zu hören sind. Und hoffentlich auch mit den passenden Gesten aus dem Publikum. Denn wer möchte nicht sehen, wie ein paar halbstarke Dudes unsichtbare Damen schwängern.







Phantom Winter – „Sundown Pleasures“
VÖ: 16.09.2016
via: Golden Antenna Records







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