Soul Punx im Stuttgarter Westen. Letlive. waren zusammen mit Night Verses und The American Scene im JuHa. So schön war das.

letlive. aus Los Angeles.
Nicht nur, dass Jason Aalon Butlers Bart immer länger wird, er und seine Band, diese letlive. Soul Punx werden mir immer sympathischer. Oft ist es ja so, dass wenn man mit ziemlich großen Erwartungen zu einer Show geht - man nur enttäuscht werden kann. Ich wusste, dass letlive. ein Live-Brett sind, und habe meine kleine Urlaubsreise extra so gebucht, dass ich zum Konzert in Stuttgart wieder in der Heimat bin. Fanboyistisch gar. Keine Bange, ich habe keine Bleistiftzeichnungen meiner Idole angefertigt. Habe auch keine Kerrang-Poster der Herrschaften in meinem Teenie-Zimmer. Aber ist das nicht schön, dass auch nach einer Übersättigung von Bands und Live-Gigs immer noch Bands für Freude sorgen können?

Da waren die Erwartungen schon vor der Show am Freitag hoch. In einem kleinen Laden wie dem wunderbar heimeligen Jugendhaus West in Stuttgart musste die Band einfach überzeugen. Das ging gar nicht anders. Oder?

Zunächst aber durften zwei Mitbringsel aus den USA die Bühne für die Herrschaften aus Los Angeles warm spielen. Dabei waren beide Bands mehr als bloße Anhängsel. The American Scene durften als erste ran. Mit einem großen Bassisten, der singen kann war das sogar richtig gut. Sie spielten Emo mit einem Knicks Richtung Grunge, erinnerten dabei an Sunny Day Real Estate und machten damit sehr viel richtig. Hätten an einem anderen Abend auch durchaus zusammen mit Gnarwolves oder Title Fight Headliner spielen können. Aber das hatte der vergangene Freitagabend für sich. Es spielten drei Bands, die entweder noch nie in Deutschland oder ziemlich selten hierzulande spielten.

Auch eine Band namens Night Verses. Diese spielte Screamo, schlug den Ball dabei schon etwa in Richtung letlive., machte aber gewisse Dinge eigenwillig. Eigenwillig schön. So kam eine gewisse New Nu Metal Kante dazu, ein Norma-Jean-esques Chaos und zwei drei Gitarrenmelodien, die sich durch die Schlagzeug-Keile einfach so mal hindurch schlängelten. Der schwitzige Sänger gab dabei mit Shouts, Growls und Gesinge alles, manchmal auch ein bisschen zu viel. Aber sollte man mal näher anhören - wenn sowas denn rein physikalisch geht.

Nachdem der Freitagabend einfach schon verdammt gut war, musste es eigentlich nur noch besser werden. Denn letlive. kamen auf die Bühne. Nach klassischem Soul-Intro legten sie mit  dem Opener der aktuellen Platte "The Blackest Beautiful" los. Und es wurde ziemlich schnell klar, die Erwartungen sollten zu mindest schon einmal erfüllt werden. Der Song "Banshee (Ghost Fame)" kam auf den Punkt und wir waren mitten drin im geordneten Chaos, das die Band selbst so gerne Soul-Punk nennt.

Nach fast einer Stunde, in der die Band aus "The Blackest Beautiful" als auch aus "Fake History" schöpfte, war schon alles geboten, was ein gutes Konzert beinhalten musste. Dieser Frontmann Butler ist ein charismatischer Verrückter, der seine Zuhörer einfach fesselt - mit nimmt und im Circle Pit frei lässt. Gesangstechnisch beeindruckend. So wurde er über das Set hin von ziemlich gut immer perfekter. Eine Stimmvariabilität, die von der Zerbrechlichkeit eines Frauengesangs zu fiesestem Gefauche und Gebrüll alles abdeckt was das Post-Hardcore-Herz begehrt. Dabei sollte auch nicht vergessen werden, wie tight die gesamte Band ihr eigenes Chaos beherrschte. Wahnsinn.

Nachdem mein persönliches Highlight des aktuellen Albums "Deamer's Disease" schon früh im Set gespielt wurde, war ich eigentlich fast schon restlos glücklich. Als dann zu einem Zeitpunkt, als das Konzert gut und gerne schon vorbei hätte sein können, dann das Intro von "Fake History" angespielt wurde, und mit "The Sick, Sick, 6.8 Billion" ein weiteres Feuerwerk eingeleitet wurde, war der Abend perfekt. Das Publikum guter Dinge. Der Abriss in vollem Gange. Meine Erwartungen übertroffen. Wer nicht da war. Selbst Schuld.

Wer nicht in Stuttgart wohnt, hat die kommenden Tage noch die Chance die Bands auf ihrer Tour zu erwischen. Termine gibt es nach dem Knick im Anschluss an die Fotostrecke.



letlive. auf Tour w/ Night Verses, The American Scene

20.09. Stuttgart, JuHa-West
21.09. Schweinfurt, Stattbahnhof
22.09. München, Backstage Club
26.09. Wiesbaden, Schlachthof
27.09. Leipzig, Conne Island
28.09. Berlin, Crystal Club
30.09 Hamburg, Headcrash
02.10. Köln, Underground

Mehr: letlive., Night Verses, The American Scene

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