Die Meister des Understatement. Steve From England mit "Rooney!".

Steve From England aus Hannover, nicht England. Fotoquelle: Facebook
Viele Bands haben ein Problem mit der Selbstüberschätzung. Eine gute Rezension, und schon sind es die Meister schlecht hin. Steve From England machen es gerade anderes herum. Die Band redet sich einfach dauerhaft schlecht. So versuchen sie doch unaufhörlich ihre Musik als Amateur-Hardcore zu brandmarken. Dummerweise haben sie mit ihrem Debütalbum "Serenity is just a relic" schon bewiesen, dass sie Hardcore ziemlich gut können, oder reicht das etwa noch nicht?

Ist halt voll DIY und so, könnte man sagen. Denn die Band aus Hannover macht das eben alles selbst, die spielen selbst die Musik, schreiben sie selbst, und laden sie selbst hoch, nur dass Interessierte sie selbst kostenlos herunterladen, so war es beim ersten Album, so ist es bei der neuen EP. Letztere heißt "Rooney!", wahrscheinlich weil die Band den englischen Fußball so gerne hat, oder? Wer weiß das schon. Wenn die EP tatsächlich nach dem in Liverpool geborenen englischen Fußballer Wayne Rooney heißt, dann ist er mit Sicherheit der erste 27-Jährige, dem eine für ihn ausländische Band eine Platte widmet. Aber um was geht es auf "Rooney!", doch nicht etwa um Fußball? Man kann sicherlich hören, dass die Band wie ein Mann hinter ihrer Musik steht, quasi wie eine Fangemeinde hinter ihrem Fußball-Club. Mit vielen Gang-Shouts wird auf jeden Fall ein großartiges Gemeinschaftsgefühl erzeugt. Das macht die Band noch sympathischer als sie sowieso schon ist, und nimmt den Hardcore-Freund schön an die Hand und voll mit. Außerdem soll man auch nicht vergessen wo man her kommt. Wenn ich eine Textzeile richtig verstanden habe. Dieses Geschreie versteht man nicht immer so gut. Es scheint gar so, dass der Blödsinn den die Band auf ihrer Facebook-Seite schreibt ansteckt. Denn an der Musik kann es nicht liegen.

Musikalisch ist "Rooney!" noch ein ticken melodiöser als sein direkter Vorgänger. Man hört definitiv, dass das die ersten Aufnahmen mit dem neuen Gitaristen sind. Da ist wieder frischer Wind zu spüren. Nicht dieser Wind of Change, für den man die Heimatstadt von Steve From England wegen Ohrwurmvergewaltigung verklagen möchte, und auch nicht die alsbald abgestandene Pop-Brise, die diese Lena kurz zu versprühen schien. Hannover ist halt nicht nur vermeintlich langweilig, oder Popsternchen-Fabrik, da kommt halt auch immer noch treffsicherer Hardcore her. Die neue Platte von Steve From England macht genau so viel Spaß wie sein Vorgänger, und ist genau so verdammt gut produziert. Amateure, dass ich nicht lache.

Sehr gute Platte, sehr gute Band. Sollte man hören, und sollte man mal live mitgefeiert haben.


Steve From England - "Rooney!"
VÖ: 29.08.2012
via: diy

Kostenloser Download auf Stevefromengland.de

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