„Pale Dawn“ von Sun Worship: Ein musikalischer Ausflug ins All. Wo einem die Luft zum Atmen fehlt und es die Lunge ganz langsam zerreißt – in 37 Minuten.

Black Metal mit tightem Mathemetik-Studenten-Flair: Sun Worship. Foto: Promo

Am 6. Mai sollte mit „Pale Dawn“ eigentlich das zweite Album der Berliner Black-Metal-Band Sun Worship erscheinen. Eigentlich, denn jetzt ist das Album doch schon früher erhältlich. Nachdem es den Stream aller Lieder bei den Kollegen von VICE zu hören gab, fanden schlechte Mitschnitte den Weg in die Tauschbörsen. Okay, nicht unbedingt Tauschbörsen, aber ihr wisst schon, wovon die Rede ist. Der Band war das zu blöd und kurzerhand wurde der Termin der digitalen Version nach vorne verlegt. Gute Aktion, wenn auch aus echt ärgerlichen Gründen.

Nun wollen wir schlechte Mitschnitte mal schlechte Mitschnitte sein lassen – die CD von „Pale Dawn“ lag vor mittlerweile einigen Wochen schon im Briefkasten. Der Artikel kommt trotzdem erst so spät, denn das Album ist ganz schön gut geworden, braucht aber seine Zeit, bis man hineingefunden hat. Vier Songs sind darauf vertreten, die bis auf einen, so knapp um die Zehn-Minuten-Marke herumlungern. Nun kann das gerade bei neuerem Black Metal echt monoton werden, wird es bei „Pale Dawn“ aber absolut nicht. Die Lieder brettern einer nach dem anderen und überraschen selbst nach dem x-ten Mal hören. Wenn ein Album in der Regel nach dem zehnten Durchgang langweilig wird, entfaltet das neue Werk von Sun Worship erst recht sein volles Potential.

Sowohl vom Klang als auch vom übergreifenden Thema sind die drei Berliner auf dem neuesten Album weit draußen im Kosmos. Das wird auch im wunderschönen Artwork der Platte wiedergegeben – eine abstrahierte Galaxie, die um das Bandlogo in Bronze ergänzt wird. Damit ganz anders, als der übliche Einheitsbrei und verdammt passend zu den immer wiederkehrenden Melodien, die an den endlosen und gleichzeitig erdrückenden Kosmos erinnern. Die Songs scheppern schön blechern vor sich hin und erzeugen eine fast schon hypnotisierende Wirkung. Dies wird dadurch unterstützt, dass die Songs dieses Mal allesamt wie aus einem Guss klingen. Sie unterscheiden sich in ihren feinen Eigenheiten, ergeben im Gesamtbild aber ein unverkennbares Ganzes.

Die ersten paar Monate des Jahres sind haben unerwartet viele Kracher des deutschen Black Metals hervorgebracht. Neue Alben von „UNRU“, „AST“ und nun auch „Sun Worship“ beweisen, dass guter Black Metal nicht nach dem zu Tode gehörten Einheitsbrei klingen muss. „Pale Dawn“ ist bisher eines der besten Alben des Jahres und lässt Sun Worship nach ganz oben zu den momentan besten Black-Metal-Bands aufsteigen.





Sun Worship – „Pale Dawn“
VÖ: 06.05.2016
via: Golden Antenna Records









Beliebte Posts aus diesem Blog

Dave Collide und der Tour-Zug. Der Songwriter-Acoustic-Punk aus Stuttgart ist im Sommer unterwegs. Ein kleines Interview.