Eine Split von Orbit The Earth & Tidal Sleep: Altbekannt und doch enttäuschend

Ganz schön schick: Das zweiseite Cover-Artwork der Split von Orbit The Earth und Tidal Sleep.

Wenn eine deutsche Band seit ihrer Gründung im Jahr 2011 in aller Munde ist, dann ja wohl Tidal Sleep. Die Band ist zusammengesetzt aus Mitgliedern von Bands wie Man The Change und Trainwreck und zog zuletzt beispielsweise mit Funeral For A Friend, Boysetsfire oder den Screamo-Göttern von The Saddest Landscapes durch Europa. Mit den Kollegen von Orbit The Earth haben sie über This Charming Man nun eine Split-EP veröffentlicht, die satte acht Songs umfasst. Jeweils drei neue Songs pro Band und als besonderes Schmankerl je eine Coverversion der anderen Band. Klingt gut! Geht nur nicht so ganz auf.

Die erste Hälfte nehmen dabei die Songs von Orbit The Earth ein. Und was sollen wir sagen: Das sind Orbit The Earth, wie man sie nun einmal kennt. Einigermaßen sphärische Klänge, Riffs, die einem doch irgendwie bekannt vorkommen und der Singsang, den man von vorhergehenden Releases der Band kennt. Insbesondere der Coversong hat es schließlich in sich. Die Band hat sich für einen der ersten Songs von Tidal Sleep entschieden: Ghost Poetry. Bis heute ist das einer der Songs, den ich Leuten vorspiele, die Tidal Sleep bislang noch nicht kennen. Die Gitarren klingen anders als sonst im Post-Hardcore, der Song baut sich langsam auf und bleibt bis zum furiosen Finale interessant. Die Coverversion orientiert sich bis zur Hälfte stark am Original und bietet ein typisches Cover mit ebenso typischem Orbit The Earth-Gesang. Das mag Fans gefallen, muss aber nicht. Nach der Halbzeit driftet das Cover aber dermaßen ab und hat überhaupt nichts mehr mit Ghost Poetry zu tun. Da werden wild Samples eingestreut und Cowboy-Rufe eingesetzt, die den Song ins Lächerliche ziehen. Gar nicht unser Fall.

Tidal Sleep wiederum geben in ihrem Part Vollgas, klingen aber gerade in den beiden Songs The Calument und The Descent fast schon zu nahe an großen Idolen wie Touche Amore und den alten Pianos Become The Teeth. Das hört sich alles deutlich eingängiger an, eingespielter und bekannter. Während wir bei der letzten Platte schon betont haben, dass alles deutlich generischer, aber dennoch interessant und empfehlenswert klingt, sind die Lieder der Split fast schon langweilig und zu vorhersehbar. Ausgerechnet der Coversong Fading Transmission sticht aus dem Einheitsbrei hervor und beweist, dass die Band auch anders kann. Ein wenig frischer Wind also im Alteingesessenen.

Insgesamt ist die Split der mittlerweile alten Hasen in der deutschen Post-Hardcoreszene enttäuschend. Es wird munter heruntergeschrubbt, was bereits vertraut war und gerade auf Seiten von Tidal Sleep bekannte Wege eingeschlagen. Wir vermissen die Experimentierfreudigkeit der ersten Platte. Die musikalische Ausrichtung scheint wohl in Kombination mit Bands wie Funeral For A Friend hervorragend zu funktionieren – mit den Krachern aus alten Tagen hat das aber leider nur noch wenig zu tun.





Orbit The Earth/The Tidal Sleep - Split
VÖ: 10.04.15
via: This Charming Man

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