Controller packen und immer feste druff: Guacamelee auf der PS Vita
Steht auf mexikanische Hausmannskost: der erste Zwischenboss |
Was haben Wii U und PS Vita gemein? Beide liegen zumindest von den Verkaufszahlen her gesehen weit hinter den Erwartungen zurück, stehen bei Indie-Entwicklern dennoch hoch im Kurs. Ein paar zusätzliche Spiele wären natürlich immer gut, aber wenn die wenigen dann so gut wie "Guacamelee" sind, sage ich auch nix dagegen. Ich habe mir die knallig bunte Prügelei geschnappt und auf der Vita mal ordentlich angeschaut.
Der Agavenbauer Juan Aquacave distilliert munter Tequila und freut sich auf den Tag der Toten, Día de los Muertos im mexikanischen Volksmund. Carlos Calaca, der Widersacher in "Guacamelee" sucht sich diesen Feiertag aus, um die Tocher von El Presidente zu stibitzen. Juan stellt sich dem Bösewicht in den Weg … und wird umgehauen. Aber nicht nur umgehauen, sondern sogar ins Reich der Toten geschickt. Dort lümmelt er aber nicht nur herum, sondern erhält die Maske eines ominösen Luchadores und übt sich fortan im Kampf gegen das Böse – mitsamt schick-traditioneller Kleidung. Zusätzlich kann er nun an bestimmten Punkten freiwillig in die Welt der Toten hüpfen, kommt aber auch wieder flink hinaus.
"Guacamelee" wildert demnach nicht nur in der mexikanischen Kultur, sondern auch in der Videospielgeschichte. Das fällt zunächst ganz plump durch den Aufbau der Welt auf, der zweidimensional präsentiert wird und erst mit zusätzlichen Fähigkeiten nach und nach erkundet werden kann. Ganz im Stil der bekannten "Metroid"-Reihe aus dem Hause Nintendo eben. Neue Fähigkeiten erhält er durch Choozo-Statuen, noch so ein Wink mit dem Zaunpfahl zu "Metroid".
Anschließend geht es den feindlichen Geschöpfen an den Kragen. Als hausgemachter Freistilkämpfer packt Juan die Fäuste nicht nur einmal aus und haut ziemlich mies zu. Dabei gilt das Prinzip: Viele aufeinanderfolgende Attacken + kein Schaden = muchas Kohle. Damit kann er sich weitere Tricks kaufen oder beispielsweise seine Gesundheit aufbessern. Zwischendurch löst man aber auch sporadisch Rätsel, wenn man durch die verschiedenen Tempel schleicht. Und die Hüpfpassagen erst, meine Güte! Ganz schön fordernd zum Teil, aber immerzu spaßig. Zur Adrenalinzufuhr wird Juan dann sogleich wieder in kleine Kampfarenen gepackt und darf sich wieder kloppen. Na endlich.
Präsentiert wird das Spiel mit einem unglaublichen Charme. Sowohl die Ästhetik, als auch die Dialoge und Hintergrundelemente sind zum Teil dermaßen amüsant, dass man gar nicht alles auf einmal aufnehmen kann. Da kommt es fast schon gelegen, dass man immer wieder in ältere Gebiete zurückkehrt, um mit den frischen Fähigkeiten zuvor unzugängliche Bereich zu erschließen. Dank der farbenfrohen Optik tut man das eh gerne, denn langweilig wird das Spiel so schnell nicht.
Wobei, "Guacamelee" ist mit etwas Geschick in sechs Stunden durch. Wer tatsächlich alle Extras entdecken möchte (ich, weil es so schön war), kann gerne noch einmal fünf Stunden dran hängen. Für knapp zehn Euro sollten sich alle Interessierten mal fragen, was sie denn sonst so besseres mit dem Geld anstellen sollen.