Nathan Gray Collective - vom Tod und nicht vergessen zu leben. "Nicht schlecht für ein paar alte Herrschaften auf Medikation".

Nathan Gray live mit seinem Collective in Stuttgart. Foto: Matthias//
Dass Nathan Gray ein tiefsinniger Mensch ist, ist mittlerweile bekannt. Er regt sich gerne über Politik auf, das wissen wir von seiner Tätigkeit als Frontmann der Post-Hardcore-Band Boysetsfire - er regt sich gerne über die institutionelle Religion - die Kirche per se auf. Das wissen wir von seinem beigelegten Nebenprojekt I Am Heresy, und das spinnt sich dann so weiter in seine Tätigkeiten als Solokünstler.

Er bezeichnet sich nicht als Satanist, spielt allerdings gerne mit den Symboliken des Lichtbringers Luzifer und des Satanismus. Im Interview vor ein paar Jahren bezeichnete er sich mal als Antitheist. Jemanden, der nicht an Gott oder den Teufel glaubt. Einen strikten Realisten.



Mit seinem aktuellen Soloprojekt Nathan Gray Collective befasst er sich mit der Sterblichkeit. Das erklärt er am Abend seines Konzerts im Stuttgarter Kellerklub. "Es geht um den Tod. Darum den Tod, die eigene Sterblichkeit sich bewusst zu machen - darum nicht zu vergessen zu leben."

Inszeniert werden diese Texte in seinem bekannten Gesangsstil zwischen theatralischer Rockröhre und verzerrten Shouts. Musikalisch begleitet von Gitarre, Keyboard und intensivem Schlagwerk, auch mal elektronischen Beats. Live wirkt vieles davon wie eine abgespeckte Version von Boysetsfire. Daran Schuld ist vor allem Nathan Grays Stimme, und der gängige Punkdrive. Stark sind seine Solo-Songs wenn mehr Synth und Elektro im Spiel ist. Zwar ist seine Stimme dazu gewöhnungsbedürftig - aber man hat immerhin das Gefühl neue, eigenständige Songs zu hören. Diese Stücke wie "Skin", "Memento Mori" und "Desire" erinnern dann an eine Post Punk und New Wave Spielart, nicht Grays Forte, allerdings bietet er das mit so viel Leidenschaft dar, dass man ihm gebannt zuhören möchte.

Mit viel Witz in den Ansagen, zwischen den Songs, vergisst der Tausendsassa das Leben in der Show am Mittwochabend im gemütlich besuchten Kellerklub nicht. "Nicht schlecht für ein paar alte Herrschaften auf Medikation" meint er, als einer der etwas härteren Songs gerade über die Bühne gepeitscht worden war.

Verbissener wirkte da der ungarische Singer-Songwriter The Devil's Trade, der den Abend stimmungsvoll eröffnete. Seine Geschichten: persönliche, und welche die sich mit der Geschichte seines gebeutelten Heimatlands auseinandersetzen. Auch die schwierige Geschichte zwischen Ungarn und Rumänien. Als er sein letztes Stück am Abend ankündigte, das von einem ungarischen Dorf in Transsilvanien handele, das von den Rumänen ausgelöscht worden war, kam er in ein Zwiegespräch mit einem Rumänen im Saal. Der Gast machte eine flappsige Bemerkung, die der Songwriter auf der Bühne mit einem tötenden Blick bestrafte, und murmelte: "lern mal deine Geschichte". Er hatte über das Thema nicht lachen können.

Verbissen, leidenschaftlich und intensiv so auch seine Darbietung. The Devil's Trade sollte sich jeder mal anhören. Insgesamt war damit die Show von Nathan Gray und seiner Begleitung eine gelungene Abwechslung, an einem müden Mittwochabend.

Hier ein paar Fotos:
Die restlichen Termine der Tour:
20.04. CH - Zurich - Hafenkneipe  
21.04. DE - Nürnberg @ Z-Bau  
22.04. DE - München @ Feierwerk 


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