Introvertiert, melancholisch, zwingend: Pianos Become The Teeth. In Karlsruhe zusammen mit Milk Teeth.

Pianos Become The Teeth. Foto: mim
Wenn es eine Band im Verlauf dieses Jahres geschafft hat mir mit ihrem aktuellen Album einen Klos in den Hals zu spielen, die Nackenhaare parade stehen zu lassen und für den Moment die Welt auszublenden, dann sind das Pianos Become The Teeth mit "Keep You". Zwar schon letztes Jahr veröffentlicht, doch ist es so richtungsweisend und richtungswechselnd für diese Band, dass es Zeit benötigte zu wachsen. Als es ein paar Monate nach der Veröffentlichung dies dann angefangen hatte, schien es damit gar nicht mehr aufzuhören. Heute ist dieses Album für mich unendlich groß. Ein introvertiertes, ehrlich melancholisches Meisterwerk.

Deshalb legte ich auch sehr hohe Erwartungen in die Show am Sonntag. Am 18. Oktober spielten sie gemeinsam mit der englischen Post-Grunge-Revival-Band Milk Teeth in der Alten Hackerei in Karlsruhe.


Hatten Pianos Become The Teeth doch erst im Januar in Stuttgart gespielt, war die letzte Show der Band für mich persönlich noch überhaupt nicht weit weg. Die Setlist sollte sich auch nicht großartig geändert haben. Doch neun Monate können eine Menge bedeuten, diese Zeit nutzte der mit "Keep You" neu erlangte Sound offensichtlich um in der Band weiter zu reifen. Ja, sie spielten auch in Karlsruhe noch "a couple of old songs" (Zitat Ende). Vor Allem aber Frontmann Kyle Durfey interpretierte seinen Part am Mikrofon in den alten Werken komplett neu.

Er verzichtete komplett auf's Schreien, und somit fügten sich die alten Hardcore-Songs wesentlich besser in das neue Sound-Gewand ein. Ergo die Show wirkte wesentlich homogener als noch Anfang des Jahres in Stuttgart.

Das Klang-Gewand von Songs wie "Repine", "Ripple Water Shine" oder "Say Nothing" et al steht dieser Band aus Baltimore, Maryland einfach so großartig. In der in sich gekehrten Melancholie fühlt sich diese Band wohl und geht auf. Bricht als aus dieser aus, um stimmig zu explodieren. Unaufgesetzt. Echt.

Bei all dem sollten wir aber die Vorgruppe am Abend, Milk Teeth, nicht vergessen. Die junge Truppe aus Stroud, Gloucestershire im Süd-Westen Englands. Aufrührerisch, verstörter Sound, der im Früh-90er-Grunge wildert, dem aber eine moderne Punk-Kante verleiht. Die jungen Herrschaften plus Dame sind mir im Sommer auf dem Hevy-Fest in Südengland schon positiv aufgefallen. Sie hatten sich irgendwie mit dem Sound-Mann angelegt. Ja, gut bei all der Energie ist halt mal ein Mikrofon auf den Boden gefallen. Der Sound in England war auch nicht gut gemischt für diese Band. In Karlsruhe am Sonntag war das ganz anders.

Fetter griffiger Sound für beide Bands am Abend. Der Bassistin von Milk Teeth schien es allerdings nicht so gut zu gehen, so mussten wir auf ihre Gesangstimme verzichten. Sie hatte entweder einen fiesen Schnupfen, zu tief ins Glas geguckt, oder zu lang am Glimmstängel genuckelt. Als Außenstehender war das schwer zu beurteilen. Das Set wurde so auch etwas gekürzt. Die Band machte trotzdem eine gute Figur.

Insgesamt ein guter kleiner Sonntagsausflug nach Karlsruhe, in eine enge kleine Bar namens Alte Hackerei. Nur das Publikum, zwar zahlreich vorhanden, war mir zu starr. Mit geschlossenen Augen konnte das aber ausgeblendet werden. Wem das ähnlich ging, der kann sich den Abend in den folgenden Bildern noch einmal anschauen. So ungefähr sah das aus.



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