Das wahrscheinlich schönste Musik-Festival Deutschlands ist das Maifeld Derby in Mannheim. Wir haben mit dem Macher gesprochen und gefragt, was sein Erfolgsgeheimnis ist. Timo Kumpf im Interview.

Maifeld-Derby-Macher Timo Kumpf. Auf der Bühne mit der Band Get Well Soon. Foto: Florian Trykowski //
Timo Kumpf spielt in der Live-Band von Get Well Soon Bass. Außerdem veranstaltet er in seiner Heimatstadt Mannheim seit acht Jahren erfolgreich das Maifeld Derby Festival. Einmal im Jahr besticht das Sommer Open Air mit einer liebevoll ausgewählten Mixtur aus Indie, Rock, Elektro, Metal und sonstigen Musik-Künstlern. Auch in diesem Jahr kann sich das Line-Up wieder sehen lassen. Wir haben vorab mit dem Macher des Festivals auf digitalem Wege gesprochen.





Myindiemind: Wie schaffst Du das, dass das Maifeld Derby jetzt seit acht Jahren funktioniert und man möchte sagen gedeiht?


Timo: "Ich glaube wir haben einen gesunden Weg hingelegt und und haben uns stetig weiterentwickelt. Ein Festival kann man insbesondere ohne finanziellen Background nicht von heute auf morgen etablieren, da braucht es Geduld und die hatten wir im Gegensatz zu Rücklagen. Beim Maifeld Derby war es außerdem natürlich hilfreich, dass mit meiner eigenen Band Get Well Soon sowie mit Wallis Bird, für die ich seit über einem Jahrzehnt die Konzerte buche, gleich zwei Topacts aus dem eigenen Stall frühzeitig bestätigt und damit den Grundstein gelegt haben. Und ohne viel Eigenengagement und freiwillige Helfer funktioniert das eh nicht. Das war anfangs auch alles fein, aber momentan kämpfen wir schon damit, dass auch mal 2-3 vergütete Vollzeitstellen geschaffen werden müssen. Ansonsten geht das ja nur mit Ehrenamt. Wir sind außerdem dabei eine gemeinnützige GmbH zu gründen. Aber ja, inhaltlich hat sich das Ding prächtig entwickelt!" 

Myindiemind: Andere Städte, wie Stuttgart beispielsweise, haben ein Problem: Festivals können sich nicht über Wasser halten, kleinere Festivals sind sogar komplett ausgestorben - bietet Mannheim da ein besseres Umfeld?

Timo: "Das hat nichts mit dem Umfeld zu tun. Ich denke mal du spielst auf das Stuttgart Festival an. Das war im Grunde echt gut gemacht, aber es fehlte unterm Strich daran ein Netzwerk zu aktivieren und etwas mehr Geduld im ersten Jahr zu haben. Die wollten einfach zu viel. Und ich kenne deren Förderbackground nicht, aber zuletzt hat ja das New Fall eine Förderung bekommen von der ich hier nur träumen kann. Aber das reicht dann halt auch nicht. Ich hab mein erstes kleines Festival mit 16 gemacht und konnte beim ersten Maifeld Derby dann schon viel Erfahrung und ein großes Netzwerk einbringen. So ein Festival ist schon eine kleine Lebensaufgabe und funktioniert nicht nach Businessplan."

Myindiemind: Die ersten Beiden Bandwellen für’s Maifeld 2018 können sich sehen lassen. The Kills, Eels, Neurosis und die gewohnte Fülle an eher unbekannten Namen. Was hast Du noch in Petto - kommt noch Headline-Material oder kommen noch feine kleine Überraschungen auf uns zu?

Timo: "Abwarten. Das Jahr ist bookingtechnisch sehr anstrengend, weil die Konkurrenz immer größer wird und insbesondere die internationalen Acts immer mehr pokern. Aber bisher ist das Resultat mega und es werden auch noch weitere Kracher kommen." 

Myindiemind: Wie kommt’s dass in diesem Jahr doch verhältnismäßig viel düstere und metallische Musik ins Line-Up genommen wurde? Hattest du schon immer im Hinterkopf Bands wie Phantom Winter deinem Publikum vorzuführen?

Timo: "Naja, bei 70 Bands sind halt mal ein paar heftigere dabei. Das ist ja spätestens seit der Kooperation mit dem Brückenaward so. Und ich hör in den letzten Monaten und Jahren auch durchaus öfters mal privat Black Metal. Find ich sehr entspannend. Aber neu ist halt, dass mit Neurosis der härtere Sound auch mal ins Palastzelt kommt. Und auch hier greift der rote Faden, dass eine hohe Qualität und Authentizität auch diese Bands in das Line Up einfügt. Einfach offen rangehen und nicht von ein paar schwarzen Klamotten abschrecken lassen. Und wem’s dann doch zu hart ist, der findet immer eine Alternative auf den anderen Bühnen."

Myindiemind: Man sagt dir immer nach, Du „kuratierst“ das Festival ähnlich wie eine Kunstausstellung, wie gehst du vor beim Booking der Künstler und bei der Zusammenstellung des Maifeld Derby? 

Timo: "Ich versuche da durchaus wie an ein gutes altes Mixtape ranzugehen und darauf dann ein paar Hits, aber halt auch Entdeckungen so zu platzieren, dass es nie langweilig wird. Aber der Vergleich hinkt natürlich insofern, dass Booking kein Wunschkonzert ist und letztlich Budgets, Exklusivitäten und Verfügbarkeiten darüber entscheiden wer am Ende auf der Bühne steht. Aber ich versuche mir diese Mixtape Romantik so gut es geht zu bewahren und packe auch nie Songs drauf, die nicht gefallen."

Myindiemind: Was überwiegt, die Arbeit oder Freude am Festival? Hast du währenddessen überhaupt Zeit deine Acts zu sehen?

Timo: "Am Wochenende selbst versuche ich schon auch soviel Spaß zu haben wie möglich. Dank eines großartigen Teams kann ich mich da schon auch mal aus der Affäre stehlen und mir ein paar Bands anschauen. Dieses Privileg nehm ich mir dann auch raus, schließlich arbeite ich das ganze Jahr Tag und Nacht an dieser Baustelle."

Das Maifeld Derby findet in diesem Jahr vom 15. bis 17. Juni statt. Wie gewohnt, auf dem Maimarkt-Gelände in Mannheim. Mehr findet ihr hier: maifeld-derby.de

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Reinhören in das diesjährige Line-Up könnt ihr bei Spotify mit der offiziellen Playlist.






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