Taking Back Sunday - zwischen glasigen Männeraugen und kreischenden Teenies. Kürzlich im ClubCann in Stuttgart.



Taking Back Sunday ist eine dieser Bands, die man in meiner Generation so mit fünfzehn, vor fast fünfzehn Jahren für sich entdeckt hat. Das kuriose daran: das scheint heute immer noch so zu sein. Mit ihrem neuen Album "Tidal Wave" im Rücken sammeln sie weiter Nachwuchs-Fans, auch in Deutschland. Stadien werden die sympathischen Emo-Rocker aus Long Island im Staate New York, hierzulande wohl nie füllen. Letzteres scheint die Herrschaften um Adam Lazzara allerdings kaum zu stören.

"Tidal Wave" ist ein erwachsenes Album, und die logische Fortführung der Band-Entwicklung, weg vom Teenie-Emo zu selbstbewussteren Rock-Hymnen. Allerdings nie so breitbeinig dargeboten, dass es peinlich würde, immer mit einem Hang zum selbstironischen Sentimentalen, "das Leben ist nicht so leicht"-Zwinkern. Am Freitag spielten Taking Back Sunday eine ausverkaufte Show im ClubCann, der zu einem Jugendhauskomplex, hinter dem Cannstatter Bahnhof in Stuttgart gehört. Von der Größe her keine Monster-Show, aber trotzdem, oder vielleicht auch darum: großartig.

Setlist und Attitüde waren von der Band aus den USA perfekt auf die Bedingungen eingestellt. Sie spielten gewitzt und voller Präsenz Songs querbeet aus einer Ära TBS. Seit 1999 haben sich da einige Hits angesammelt. Zwischendurch stimmten die Fans noch ein Geburtstagsständchen für Gitarrist John Nolan ein, der am Freitag 39 wurde, und "a damn great time", eigener Aussage zu Folge hatte. Als aus dem Publikum ein "Fuck yeah" in Richtung Band geschleudert wurde, erwiderte Adam Lazzara "I noramlly don't like being cursed at, but this time I thought it was a kind curse, so it's fine". Sympathisch.


"To hell with you and all your friends" :)
Bei Songs wie "Cute Without The 'E' (Cut From The Team), "Timberwolves At New Jersey" oder "A Decade Under the Influence" tobte das gut durchmischte Publikum. Das lag daran, dass die Ende-Zwanziger und Mid-Dreißiger dann vergaßen, dass sie keine 16 mehr waren, und den Moshpit anzettelten. Mit glänzenden Augen wurde den zurückhaltenden, aber kreischenden Teenie-Mädchen (die die ersten fünf Reihen zustellten) gezeigt, dass da schon eine ganze Ladung Punk-Rock im Gebein von Taking Back Sunday steckt. Schöne Show. Achso, den Support Frank Iero (von My Chemical Romance) und seine Band The Patience hatte ich fast vergessen. Woran das wohl liegen mag?

..die alten Emos, ihr 90-Minuten-Set und ihr junges Publikum.
Setlist: Taking Back Sunday:

  1. Death Wolf
  2. Liar (It Takes One to Know One)
  3. You Can't Look Back
  4. Timberwolves at New Jersey
  5. What's It Feel Like to Be a Ghost?
  6. A Decade Under the Influence
  7. All Excess
  8. Error: Operator
  9. You're So Last Summer
  10. Flicker, Fade
  11. Call Come Running
  12. Set Phasers to Stun
  13. Stood a Chance
  14. Better Homes and Gardens
  15. Tidal Wave
  16. You Know How I Do
  17. Cute Without the 'E' (Cut from the Team)
  18. MakeDamnSure


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