"Manteision Bodolaeth". Ein Album wie eine Abhandlung über die menschliche Existenz. Das Debüt von Rope aus Wales.

Rope aus Bridgend. Foto: Promo
Bridgend ist ein sehr depressiver Ort. Erst letztes Jahr im nach dem Ort in Süd-Wales benannten Film "Bridgend" thematisiert. Ein dokumentarisch wirkender Psycho-Coming-Of-Age-Film, sein Thema unzählige (an die 70) Selbstmorde von Jugendlichen, die sich dort im letzten Jahrzehnt tatsächlich ereignet haben. Schließt man kurz: Kein Wunder ist die Musik von Rope aus eben diesem Bridgend in Wales so getragen, nachdenklich, hoffnungslos.

Die neuste Veröffentlichung der dreiköpfigen Band trägt den Namen "Manteision Bodolaeth". Das ist Walisisch und heißt laut Google-Translator: "Existenz Vorteile". Inhaltlich lyrisch befassen die jungen Waliser sich mit einer Art Abhandlung über die menschliche Existenz.

Der Opener, der sechs Titel starken Platte, "Ohrwurm" begrüßt den Hörer mit einem Auszug aus der Gerichtsszene von Fritz Langs "M" von 1931. Ein in deutscher Sprache stammelnder Mann der sagt:

"Was weißt denn Du? Was redst denn Du?! Wer bist Du denn überhaupt? Wer seid ihr denn?! Alle mit einander! Verbrecher! Ihr bildet euch womöglich noch etwas ein drauf, wenn ihr Geldschränke knacken könnt ... oder Karten zinken. Lauter so Sachen denk ich mir ob ihr gerade so lachen könntet, wenn ihr etwas ordentliches gelernt hättet oder wenn ihr arbeitet."

Was für englischsprachige Ohren noch befremdlicher klingt als für unsere, stimmt auf eine wirklich nachdenkliche Platte richtig ein. Eine europäisch wirkende Platte. Allein schon das im ersten Augenblick fehlleitende Cover-Artwork, das einen überfüllten Sommer-Strand zeigt, wirkt am Ende der Platte clever gewählt. Die Titel in unterschiedlichen Sprachen, die über den Songs prangen. Der walisische Album-Titel, der deutsche Name des ersten Songs, der französische des Zweiten. Spiegeln sich doch mitteleuropäische Existenzängste in Allem.

Im Laufe der Songs und Texte tauchen dann noch Zitate von Tom Sharpe, William Buckland, William Shakespeare, Wilfred Owen, Boris Pilnyak, Jim Pinnells, John Kennedy-Toole, Grant Morrison, Ernest Hemingway und T.S. Eliot auf. Zudem außerdem eine für Menschen aus Wales denkwürdige Szene des Rugby Spielers Gareth Edwards während eines Spiels von Neuseeland gegen die Wales Barbarians im Cardiff Arms Park am 27. Januar 1973. Allesamt bilden Eckpfeiler, die so ein Menschenleben mit Bedeutung füllen können. Für viele Deutsche wäre sicherlich letztere Szene mit Götze 2014 und Fußball-WM verknüpft. Für einige andere mit Belanglosigkeit. Aber genau das ist die Abhandlung, die bei Rope mitschwingt. Bedeutung versus Bedeutungslosigkeit.

Ich mag Platten, die das mit mir anstellen. Dieses in mich gehen. Dieses Nachdenken. Die schleppende Musik, die lang stehenden Gitarrentöne, der leicht anklagende Gesang. Sehr hörenswerter, sagen wir mal, Post-Something-Musik zwischen Neurosis und Goodtime Boys. Letztere Referenz ergibt doppelt Sinn, ist das zumindest teilweise eine der Vorgängerbands.



Rope - "Manteision Bodolaeth"
VÖ: 11.3.2016
via: Truthseeker Music / Alive

Mehr: facebook.com/ropebanduk





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