Ein begehbares Kaleidoskop aus unzähligen Eindrücken, Klängen, Menschen und Musik. So war das Mannheimer Maifeld Derby 2018 für uns.

Eindrücke vom 8. Maifeld Derby. Eels durch ein Kaleidoskop.

Heimkommen.

Es ist irgendwie wie Nachhause kommen. Jenen Freitag das erste Mal über das bestellte Maimarkt-Gelände zu gehen. Hergerichtet von Menschen, die ein Herz für Musik und leidenschaftlich gerne mit anderen Menschen eine gute Zeit haben. Das Team um Veranstalter Timo Kumpf hatte auch in diesem Jahr das bewährte Konzept vom 15. bis 17. Juni auf das sonst berittene Areal in Mannheim gebracht. Essensbüdchen aus regionaler Gastro reihten sich an lokale Bierbars zwischen die vier Bühnen, einem großen Zelt, einem kleinen Zelt, einer großen Open-Air-Bühne und einer gemütlichen Bühne mit Reitstadion-Bestuhlung. Hier und da wurde ausgebessert, so gab es mehr Sitzgelegenheiten, wie eine Liegewiese und einen Biergarten. Fühlte sich an wie Heimkommen, wie in jedem Jahr. Und dann treffen einen obendrein fast zu Beginn schon die versöhnlichen Klänge von Lirr.


Aber nun eines nach dem anderen, wir resümieren hier im Text.


Mittelpunkt Musik.

Musikalisch war ein Prisma-artiges Programm geboten, in allen Schattierungen, bunt, hell bis dunkel-düster. In einem Moment konnte man sich noch von Editors Düster-Pop-Wave im goßen Zelt umhauen lassen, im anderen Moment direkt im Anschluss wurde das Tanzbein zur schrillen Brit-Pop-Musik von The Wombats geschwungen. The Kills und Neurosis brachten da wiederum unterschiedliche Schattierungen von düster ins Spiel. Spannend wird es auf dem Maifeld Derby immer wenn Bands einen umhauen, mit  denen man mal so gar nicht gerechnet hat. So geschehen am Samstagmittag. Aus der Sonne sind wir geflohen, ins kleine Zelt vom Brückenaward, der Grund: Schatten und "da schreit einer ins Mikro". Schließlich war es die rotzige Post-Punk-Band Franka, die auf der Bühne stand. Eine recht neue Verbandelung aus Mannheim. Geheimtipp-Material.

Franka aus Mannheim.

Neben Bands, die wir jetzt im Auge behalten werden, wie zum Beispiel Ätna aus Saarbrücken, standen in diesem Jahr einige namhafte Künstler auf dem Billing. Eels, im Indie-Radio aktuell Ultra-Rotation, durfte beispielsweise am Sonntagabend das Festival beenden. Als Quasi-Blues-Brother brachte "E" mit seiner Band eine ganz schön unterhaltsame Rock-Nummer auf die größte Bühne des Festivals, im großen Zelt. Ins Herz geschlossen haben wir allerdings auch den Düster-Pop, der eben erwähnten Saarländerin, die auf dem Parcour D'Amour, der kleinen Bühne im Reitstadion beglückte.

Ätna.

Kleine und große Events im Event.

Die Steckenpferd-Dressur hatte in diesem Jahr Konkurrenz bekommen. Von der Fußball-WM in Russland. Auf einem großen Bildschirm bot das Festival-Team den Besuchern die Möglichkeit an, anstatt Musik Fußball zu schauen. Das Auftakt-Spiel der Deutschen Nationalmannschaft gegen Mexiko wurde hier am Sonntag gezeigt, Sowie das darauf folgende Spiel Brasilien gegen die Schweiz. Die Stimmung war für ein Open-Air-Rudel-Guck erstaunlich schön. Auch wenn sich beim Deutschlandspiel nur einer richtig freuen konnte.

Ein Mexikaner freut sich nach dem 1:0-Sieg über die deutsche Fußballnationalmannschaft.

Achso, bei der Steckenpferd-Dressur kann man sich anmelden um auf einem Steckenpferd eine Kür darzubieten. Ja, sich ein bisschen zum Affen zu machen. Das haben ein paar Festival-Gäste ganz schön gemacht. Es winken Freikarten für's nächste Festival und Preise für immer. So rannten beispielsweise Kinder in Bienenkostümen eine Choreographie mit ihrer Mutter über den Platz, es kullerten betrunkene Spargeltarzane über das Feld und irgendwie blieb die Stimmung immer gut, nie nervig, nie wurde es all zu seltsam. Wie gesagt selbst beim Fußball gabs keine Ausfälle.

Veranstalter Timo Kumpf fasst das Erlebte für uns zusammen. "Pop, Jazz, Elektro oder gar Black Metal, Authentizität kennt keine Genregrenzen! Die 8. Auflage des Maifeld Derbys konnte auf ganzer Linie überzeugen und neben etablierten Acts wie Nils Frahm, Editors, The Wombats oder Neurosis waren mit Tamino, Tank And The Bangas oder George Fitzgerald auch viele Stars von morgen dabei. Ich bin superhappy mit der diesjährigen Ausgabe."

Steckenpferde wollen auch Musik hören und sehen.
Ich könnte jetzt lang und breit referieren, wie gelungen und wie schön das Maifeld Derby doch auch in diesem Jahr war. Es gibt wenig auszusetzen. Eventuell war der Sound ab und an mal etwas matschig und auf dem Campingplatz kommen doch immer mehr Leute unter, die nichts mit der Musik anfangen können. Was ich gar nicht verstehe. Wo hier doch die Musik zelebriert wird. Wo Musiker noch großartig Applaus ernten können, wo bei leisen Stücken aufmerksam gelauscht wird. Es kommen, klar, nicht nur Kunstliebhaber zum Maifeld Derby, aber die Atmospähre und die Organisation sorgt für diese reibungslose angenehme Grundstimmung. Kinder mit Gehörschutz ausgestattet gehen in den Moshpit bei Punkbands, mit der Gewissheit, dass hier auf sie aufgepasst wird, alte Herrschaften fühlen sich jung mit Black Rebel Motorcycle Club, und die Studenten verlieben sich in Musik von Ibeyi, Kat Frankie, 5K HD und Hinds oder in einander. Für alles ist hier unter den gut 5000 Besuchern pro Tag Raum gewesen. Wie ein Kaleidoskop fügen sich die unterschiedlichen Eindrücke stimmig zusammen.

Für alle, die in Erinnerungen schwelgen wollen oder im Nachhinein den Spirit des 8. Maifeld Derbys aufsaugen wollen haben wir hier eine bunte Bildergalerie.

Zur Bildergalerie.


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