Feature: Moderner Hardcore

Musik. Im Rahmen eines kleinen Features möchte ich auf neuste Entwicklungen im Hardcore-Genre aufmerksam machen. Dies ist bestimmt ein wenig subjektiv, aber deshalb nicht weniger lesenswert.
Drei relativ junge Bands sind mir in den letzten Wochen aufgefallen. Ich verfolge deren Entwicklung schon seit mehreren Jahren. Alle samt aus drei verschiedenen Ländern, und trotzdem sind sie musikalisch auf einem ähnlichAn Early Cascade - My Hammer to Your Enemyen Weg. Ein identischer Weg wäre zu hoch gegriffen. Die Rede ist von Vanna aus Boston, USA, Architects aus Brighton, England und von An Early Cascade aus Stuttgart, Deutschland. Alle drei haben vor kurzem eine neue Scheibe unter die Leute gebracht, ob mit Promo-Ausgaben, oder dem offiziellen Release in die Plattenläden. Alle Bands waren zuvor irgendwo im Metalcore angesiedelt, die einen freiwilliger, die andern widerwilliger. Die jüngste Band, aus dem flotten Dreiergespann, An Early Cascade bewegt sich mit ihrem ersten weltweit veröffentlichten Silberling, Your Hammer to My Enemy aber rasant vom Szene-und Genre-Einheitsbrei weg in eine Richtung, die man fast nur als modernen Hardcore beschreiben kann oder zu mindest will. Natürlich hört man noch kleinere Anleihen aus dem Metal-Eck. Aber der eigenwillige Sound und Mut zur Melodie versprüht dermaßen viel Spielfreude, dass man sich garnicht traut von 0815-Metalcore zu sprechen. Ähnliches gilt für das neuste Werk der ArcArchitects - Hollow Crownhitects, Hollow Crown. Wo beim Vorgänger der neue Sänger noch nicht wirklich ins Grundkonzept der Band passen wollte, entwickelt sich mit dem dritten Output ein modernes Stück Musik, das nirgendwo in der Nähe von abgetroschenen Szeneclischees argiert und zu Teilen sogar and die Thrice der vergangenen Tage erinnert. Der Math-Metal-Anteil der ersten beiden Scheiben muss nun meistens Grundideen von Hardcore-Drive weichen und jagt die Jungs aus dem Vereinten Königreich auf unerahnte Höhen. Man traut sich wie die Kollegen aus Stuttgart auch endlich an ruhige, melancholische Stellen ran, ohne dabei je zu kitschig und aufgesetzt zu wirken. Metalcore klingt anders, das ist etwas modernes, spritziges. Nichts abgenudeltes. Die Jungs aus dem Ursprungsland des Hardcore, Vanna, hingegen waren schon immer näher am einheitlichen Metalcore, trotzdem durch ihren roheren Sound doch irgendwo neben dem Mainstrem der Subkultur angesiedelt. Auf ihrem zweiten volllängen Album muss nun aber der Metal-Anteil auch einem neuen Hang zu altem Hardcore-Tempo weichen. Fans vom Vorgänger müssen sich mancVanna - A New Hopehes Mal erst mit den monoton wirkenden Trommelschlägen des neuen Drummers anfreunden. Was aber keinen Grund zur Besorgnis geben sollte, denn auch der Neue an den Holzstäben weiß wie es funktioniert, und somit schaffen die US-Amerikaner auf A New Hope, dass sich weitaus gesangslastigere Parts mit übermäßig brutalen Breakdowns und Schreiübungen die Hand geben wie man es im Einheitsbrei so normal nicht hört. Insgesamt sind alle drei Bands wohl eine neue Hoffnung auf eine Krone für einen jungen modernen Hardcore-Abkömmling, dessen Hammer den "Hater" das Schweigen lehrt, so zu sagen. Haben wir ein neues Genre? Vielleicht MoHC? Wenn nicht, dann führe ich es hiermit ein. (hinter den Album-Covern verbergen sich die Weblinks zu den MySpace Seiten der Bands)

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