Dioramic: "Technicolor"

Die heutige, musikalische Reise nimmt uns mit in den beschaulichen Süd-Westen unserer kleinen BRD. In mitten dem Pfälzer Wald befindet sich eine mehr oder minder unscheinbare mittelgroße Stadt namens Kaiserslautern. Viel mehr als die Roten Teufel scheint der Normalsterbliche nicht von dieser betagten, fußballverrückten Industriestadt zu wissen. Beim genaueren hinschauen entdeckt man noch eine der wichtigsten, aufstrebenden Technik-Universitäten, die aber sofort in den Hintergrund rückt, denn irgendwo aus dem Kammgarn dröhnt wütend, brodelnde, neue Musik: die Musik von Dioramic.

Details: "Technicolor" VÖ: 22.01.2010
1. Ghosts In The Machine
2. Black Screen Goodbye
3. The Antagonist
4. Eluding The Focus
5. Arms Of Poseidon
6. The Lone Gunman
7. Lost In Error
8. Lukewarm Remains
9. Doom
10. Roses & Echoes
11. Debris

Einmal wummernd, dann blubbernd, sogar sphärisch, drückend, peitschend, wirbelnd - schreiend, fauchend, grunzend, singend - anklagend, wahnsinnig, nachdenklich: all das auf einem Album? Und das funktioniert? Ja.
"Techinicolor" ist das Debütalbum eines ambitionierten, jungen Dreigespanns, das sich durch keine Genre-Grenzen beeindrucken lässt. Die CD klingt nicht wie der durchschnittliche Erstling. Sie klingt eigentsändig, unangepasst und emanzipiert. In die Reihe der Referenzen, die auf dem Sticker der zu Werbezwecken vom Label Lifeforce auf das Albumcover geklebt wurde, finden sich unter anderen Muse und The Dilinger Escape Plan ein. Und genau so paradox wie das anmutet, so klingen Dioramic. Schizophren bis ins kleinste Detail. Gegen Ende des Albums hört man sogar gerne noch ein wenig Poison The Well durch. Aber anstatt wie ein uninspiriertes Duplikat zu klingen, vermengen Dioramic die Musikstile der angesprochenen Bands mit ihrer unglaublichen Verspieltheit und setzen nicht nur zu guter Letzt eine riesen Schippe eigene Kreativität und Authentizität obendrauf. Dabei entsteht ein moderner, frischer Progressive Modern-Metalcore Sound, den die Band selbst gerne einfach "Artcore" nennt. Passt. Zusammen mit Kurt Ebelhäuser von Blackmail und Scumbucket wurde im Studio und an der Mische für die richtige Würze gesorgt. So klingt "Technicolor" knackig und klar produziert.
Da kann der Nachfolger gerne kommen. Laut Bandaussagen befindet sich dieser schon in der Mache. Im eigenen Studio. Denn nach den Anlaufschwierigkeiten, wo man sich Arkadi, dem Kopf der Truppe, zufolge "auf die falschen Leute verlassen" habe wird nun geklotzt und nicht mehr gekleckert. Mit dem eigens aufgebauten Mysterium Studio soll nun in Sembach, einem Vorort von Kaiserslautern, Zukunftsmusik in kompletter Eigenregie entstehen.
Mehr zur Band: myspace.com/dioramic

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