Alle Augen auf Stuttgart.


Das große Bahn-Projekt Stuttgart 21 ist der Grund, dass momentan die halbe Republik meint ihren Senf über die Landeshauptstadt Baden-Württembergs ablassen zu müssen. Selten wurde man als aufmerksamer Leser der Print- und Online-Medien Zeuge von so vielen in Vorurteile getränkte Artikel über eine Stadt, die sich seit 50 Jahren fast im konstanten Wandel befindet.

Verbaute, konservative Köpfe sind sie, diese Schwaben. Geldgeile Ordnungsfanatiker. Et cetera. Wenn das Wort "Exilschwabe" zum Schimpfwort degradiert wird und Berlinophile und möchtegern Links-Liberale über eine Stadt schreiben, die sie nicht verstehen wollen verschwindet die Wahrheit irgendwo zwischen dem Abgedruckten jenseits der Druckerpressen. In dem Unbewusstsein der Deutschen und ihrer spätrevolutionären Fashion-Hippy-Bewegung.

Ich möchte jetzt keinen Quell der ultimativen Wahrheit schaffen, kann ich nicht. Denn auch ich beobachte nur von außen, bin momentan selten in Stuttgart, und pendle die meiste Zeit zwischen dem Süd-Westen, meiner Heimat, dem Ruhrpott und dem hohen Norden umher. Ich bin kein Regionalpatriot, und bin am liebsten in Europa zuhause. Und überall sind die Menschen verwundert, wenn ich mich als Schwabe entlarve. "Aber du kannst ja Deutsch, wie kommt das denn?" (Im überzogenen gesprochen.)

Kürzlich wollte die taz, welche ich im Abo eigentlich recht gern lese, dem Leser weiß machen, dass jetzt jeder der in Stuttgart eine alternative Lebensweise/ eine Subkultur pflege nach Berlin auswandern müsse. Als Grund dafür seine Heimat, Herkunft und seine Freunde zu leugnen wird das Verkehrsprojekt Stuttgart 21 (über das man gerechtfertigt geteilter Meinung sein kann) genannt. Der taz-Autor begibt sich weiter in ein Vorurteilverfettes Näpfchen und führt aus wie schrecklich es doch sei, dass die Bundeshauptstadt doch schon so viele Schwaben beherbergen müsse. Nunmehr war der Artikel einerseits polemisch, aber jedoch nicht mit genug Witz geschrieben, sodass ein Außenstehender das Geschriebene niemals als spaßige Satire auffassen hätte können. Am darauf folgenden Tag durfte dann doch lieber der Kollege ein weiteres Wort über das Vorhaben Stuttgart 21 loswerden. Thema waren die gerechtfertigten Streiks der linkeren grünen Bewegungen in Stuttgart. Die Hauptsächlich den Stuttgarter Güterbahnhof in Kornwestheim reaktiviert haben wollen und ihr Geld im Bahnhofsumbau falsch angelegt empfinden.

Dass Stuttgart dem alternativ gesonnen Musik, Kunst und Kulturmenschen aus eigener Erfahrung mehr zu bieten hat als die meisten anderen großen deutschen Städte, lassen wir einfach mal dahingestellt. (Der Text wird so schon zu lang.)

Nun nutzen wir mal die Wunderwelt Internet um uns ein unvorgefertigtes eigenes Bild der Metropolregion, dem Bezirk Stuttgart, der mehr als 4 Millionen Menschen beherbergt und mit Arbeit versorgt, zu schaffen. Stuttgart ist eine immer noch aufstrebende, der modernen Technik versprochenen Wirtschaftshochburg. Jedoch muss die Autoindustrie langsam umdenken, wie im Rest des Landes auch. Ob das gemacht wird werden wir an anderer Stelle sehen. Die Stadt jedoch selbst ist immer bemüht aus dem zur Verfügung stehenden Platz den größten Nutzen zu ziehen. Anstatt das Umland weiter in das Städtekonglomerat einzufassen. Somit ist es nur logisch ein Gleisloch in Form von nutzbaren Baukomplexen aufzurüsten. Dass der neue Durchgangsbahnhof, der jetzt in der Mache ist, vielleicht ein riesen Chaos verursachen könnte, und die angedachten 4,3 Milliarden Euro im Nichts verschlungen werden ist eine Sache, die man nicht nachvollziehen mag. Doch haben jene Bedenken mehr als nur eine gute Ursache. Die krasseste Theorie ist, dass falls durch die Bohrungen der neuen unterirdischen Bahnanlagen zu viel Grundwasser abgepumpt werden muss, der Turm des Bahnhofs einstürzen könne. Keine Frage, der ist nicht der schönste Turm den die Stadt hat, mit seinem "schmucken" Mercedes-Stern auf dem Kopf, aber dieses Szenario ähnle dem Stuttgart, das nach dem Zweiten Weltkrieg fast komplett dem Erdboden gleich gemacht worden war. Im Nachhinein wäre an dieser Stelle eine einfache Renovierung des bestehenden Kopfbahnhofs vielleicht die bessere Idee gewesen. Fertig gemutmaßt.
Aber lesen wir doch selbst.

Recherche-Quellen für das Hyperlinking (Wahnsinn, dieses Internet):
Financial Times Deutschland
Kessel.tv
die tageszeitung (taz)
Stadt Stuttgart

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