Wenn man sich auf einmal alt vorkommt.











Ja, damals. Damals kurz nach dem Millenium, dem vermeintlichen Weltuntergang. Wo alle Computer hätten stehen bleiben müssen, und alles Leben auf Erden ein Ende prophezeit bekam.
Kurz nach der verpassten Apokalypse hatten drei alternative Post Punk, Hardcore Bands aus Nordamerika ihre Hochzeit. Thursday brachten das fulminante "Full Collapse", passend zur Weltuntergangsstimmung der vergangenen Jahre. Taking Back Sunday stellten ihr hochgelobtes Werk "Tell All Your Friends" fertig und wenig später überaschten die jungen, wilden Kanadier Alexisonfire mit ihrem selbstbetitelten Erstling die Hardcore-Szene.

Auf und ab im Bandwagen.

Über die Jahre konnte man bei den drei Bands spannende Entwicklungen beobachten. Nun wurde hier ein Drummer ersetzt, dort wurde die Band vom Label geschmissen. Für Thursday drohte nach dem Nachfolger von "Full Collapse" fast das aus. Die Band hatte angst sich zu repetieren und war überhaupt nicht zu frieden damit, wie sich "War all the Time" im Endeffekt anhörte. Kritiker sprachen schon davon, dass Thursday ihr frühes Feuer schon wieder verbraucht hatten. Aber so wie die Band schließlich durch die Krise kam, rafften sich auch Taking Back Sunday und Alexisonfire quasi fast schon gemeinsam wieder auf, um 2009 eine Neue Platte an die Fans zu verfüttern. Wie der Zufall es so wollte kam dieses Jahr ein Neuling von all den Helden der vergangen Tage. Wie gut die Scheiben sich heute anhören, sollte jeder für sich selbst herausfinden.

Neue Musik aus bekannten Lagern.

Fakt ist, jede hat was ganz besonderes an sich. Die neue von Taking Back Sunday, "New Again" kommt ohne zweiten Vokalist Fred und mit neuem Leadgitarro daher und klingt lebenslustiger, denn je, mit einer dicken fetten Brise Sarkasmus. Bestes Stück auf der Platte ist das gigantische "Everything Must Go".
Thursday kommen nach dem verspielten "A City By The Light Divided" im Jahr 2009 nun wieder roher zum Vorschein. Mit "Common Existance" klingt die Band aus New Jersey erneut frischer als je zu vor, und scheint sich mit jedem Atemzug neu definieren zu wollen. Paradebeispiel: "Resusciation of a Dead Man".
Die kanadier Alexisonfire haben kurzlich auch schon ihren vierten Langspieler veröffentlicht. Mit "Old Crows/Young Cardinals" betitelt röhren die Post Hardcore Idole den letzten Scene-Anstrich vom Clubhaus. Atmosphärischer und fetter als der Vorgägner "Crisis", emanzipieren AOF sich schlussendlich fast komplett vom chaotisch jugendlichen Sound der ersten Beiden Outputs. Mitreisendestes Stück auf der neuen Scheibe ist: "No Rest"

Definiere wann die Musik starb.

Man kann sich mit dieser Musikauswahl gar nicht alt fühlen. Auch wenn man sich angesichts der aktuellen Bewegungen in der Hardcore Szene schon fast zu wohl gesittet und alt vorkommt, nur weil man eben noch weiß was es mit der Musik auf sich hat. Damals, als Hardcore Musik noch nichts mit schiefen Cappies und Coolness am Hut hatte, da war bestimmt alles besser. Schön zu wissen, dass es trotz allem noch richtige Musik gibt, wie die hier vorgestellten Kapellen beweisen. Aber trotzdem erinnert man sich eben immer wieder gerne an die alten Tage, und die guten alten Bands aus den späten Neunzigern und Anfang Zweitausender. So wie sich Geoff von Thursday darüber gefreut haben mag, in seiner Crowd in München vor ein paar Monaten, Bandshirts wie jene von Boysetsfire und Poison the Well zu sehen.

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