Lucas vergewaltigt zahlreiche Kindheitserinnerungen

Was Lucas Film mit Star Wars angestellt hatte war gerade noch an der Schmerzensgrenze. Es roch zwar schon schwer nach Franchiseausschlachtung, aber wenigstens passten die neu hinzugedachten Inhalte irgendwie in die Krieg der Sterne Saga. Die überarbeiteten, grafisch aufpolierten alten Star Wars Teile kratzen jedoch schon schwer an etwas vorbei zu dem einem am ehesten ein erdachter Terminus "Erinnerungschändung" einfällt. Auch als nicht all zu großer Star Wars Fan.
Aber man wäre nicht Hollywood, würde man es bei einem Franchise belassen. Wenig später musste wieder aus der Lucas Filmschmiede ein Held und ein wahrlich kulturell wichtiger Charakter der achziger und neunziger Jahre daran glauben. Man wollte es nicht wahr haben, ein neuer Indiana Jones sollte gedreht werden, hieß es vor einiger Zeit. Und tatsächlich waren wieder die Hitgaranten Harrison Ford und Steven Spielberg mit an Bord, was konnte da noch schief gehen?
Ich persönlich traute mich aber nicht Geld an der Kinokasse dafür liegen zu lassen. Außerdem hagelte es vernichtende Kritiken. Nach dem gestrigen Tag, pünktlich zum DVD-Release, finde ich diese Kritiken berechtigt.
An dem gealterten Harrison Ford mag das gar nicht gelegen haben. Vielleicht war er geistig nicht mehr stark genug um dem Umgarnen seines (Geld)Managers zu widersprechen. Schade einfach, dass er somit an der Vernichtung eines Kultcharakters beteiligt war. Aber um das Franchise ganz und gar aus den Fugen zu heben bekam er, dank der eifrig arbeitenden Casting Agentur, das momentan allgegenwertige Hollywood-Sternchen Shia Lebeouf als Wingman. Sein Charakter, der Sohn von Indy (wohl keinerlei Überraschung hier), ein möchtegern Elvis mit Neigung zu Tarzan- und Musketier-Unsinn. Dass am Ende mit dem guten Spielberg noch der Extra Terrestrische durchgeht ist dann der komplette Todesstoß für den Film Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels. Nebenbei stirbt der geneigte Zuschauer sieben Tode, wenn er denn noch nicht den Saal verlassen hatte, aus dem Fenster gesprungen war oder schlicht und einfach abgeschaltet hatte.
Sinnbildlich: das was mit den George-Lucas-Machwerken geschiet, spiegelt nahezu perfekt den momentanen Zustand der Hollywood Film Industrie. Es fehlt an neuen Ideen, so werden alte Projekte mit seelenlosen Prequels oder Sequels abgefertigt. Alles nur des Geldes wegen. Denn große Namen ziehen eben die Massen in die Kinosääle. Neue Ideen, sobald es diese wieder geben sollte, benötigen eine riesige Marketingmaschine um die Kosten wieder einzuspielen. Aber man will ja Gewinn einfahren. Da dreht man lieber einen neuen Piratenfilm oder lebt eben abgeschlossene Erfolgsgeschichten unnötigerweise wieder auf. Nebenberuflich, aus Ideenmangel gewies, befasst sich der Hollywood-Produzent von heute damit, den asiatischen Raum auszuschlachten. Jeder noch halb so gute Asia-Horror-Streifen wird in einer Hollywood-Version kopiert, und verliert meist jeden Charm des Urprodukts. Außerdem macht man auch gerne seine eigenen Versionen von ursprünglich europäischen Filmen, denn die Deutschen und Franzosen unter uns, die jagen ja nichts mehr in die Luft.
Aber der Kinobesucher entscheidet eben. Das europäische Kino muss an Gewicht im internationalen Geschäft gewinnen, vorher werden europäische Produktionen meist in Deutschland von den Massen erst gar nicht bemerkt, geschweige denn in Übersee. Es muss ja nicht unbedingt aus Europa sein, Hauptsache ist eigentlich, dass es unabhängig ist und das Filmprodukt wieder zur Kunst erhoben werden kann. Viele amerikanische Independent Produktionen fühlen sich doch wohlig europäisch an. Little Miss Sunshine oder A Scanner Darkly zum Beispiel. Zwar nicht angesichts der Settings, aber eben in Anbetracht der Intentionen der Filme.

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