Kaufmann Frust - "Im Blau". Indie-Rock mit Post-Punk- und Emo-Folk-Anleihen, zwischen Schwere und Schwerelosigkeit. //Album-Rezension

Kaufmann Frust - "Im Blau"
VÖ: 21.4.2023
via: My Favourite Chords
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Kaufmann Frust spielen fünf Jahre nach ihrem ersten Album etwas zugänglichere Musik, als noch auf "Aus Wachs". Sie bleiben aber weiterhin unglaublich schwer greifbar. Wie fasst man zusammen, was - wie es scheint - schlau und lang ergrübelt worden zu sein? Genre sind hier nicht eindeutig, Schubladen zu eng. Indie-Rock passt nicht wirklich. Auch wenn's meinetwegen mal an Tocotronic erinnern könnte. Emo passt ein ganz bisschen. Hier und da höre ich Einflüsse von Früh-Nuller-Nachdenker-Emo á la Prawn oder Moneen, aber mehr auch nicht. Instrumentalisiert ist es teilweise fast schon wie ein Folksong. Das neue Album "Im Blau" ist wieder in den Milberg Studios in Stuttgart-Süd (und in Berlin) entstanden und zwingt sich nicht auf, drängelt nicht - hat Zeit. Nimmt sich auch die Zeit, die es braucht - läuft dabei eine knappe Dreiviertelstunde und beherbergt zwölf Titel. Die Gesanglinien sind deutlich betont, in Aussprache und auch im Mixdown. Keine Angst: eine Popproduktion ist das nicht - sie klingt warm und echt. Die sprachlichen Bilder erzeugen ein Gefühl von Schwere: "Nur dass kein Krieg ist heißt hier lange noch nicht Frieden." ( in "Pausenraum") - die Musik kann ein Gefühl schwebender Schwerelosigkeit auslösen - gibt man dem Album die Zeit, die es verdient. Besonders empfehlenswert ist der Titelsong "Im Blau" - da passt für mich die Dynamik zwischen Ruhe und Gitarrenkante und Vocals am besten.

8/10 Punkte


Für Freunde von: Tocotronic, Prawn, Die Nerven, Knife Eyes, Get Well Soon

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