Thrice - Horizons/East. Post-Something zwischen Jawbreaker, Neurosis und Beatles. //Album-Rezension.
Thrice - "Horizons/East" VÖ: 8.10.2021 via: Epitaph // |
Thrice. Wer MYINDIEMIND.de schon länger liest, weiß dass jeder Thrice-Artikel hier ziemlich befangen ist. Aber was soll ich sagen? Als Fan der ersten Stunde - zumindest wie das im Jahr 2002 in Deutschland mit 15 möglich war - ist man vielleicht auch etwas kritischer, sollte mal nicht der Nerv getroffen werden. Oder? Eigentlich muss ich das nicht bei jedem Release des kalifornischen Quartetts erklären: Klar, klingen die vier Herrschaften - Kensrue, Teranishi und 2 x Breckenridge nach 23 Jahren gemeinsamem Musizieren nicht mehr wie vier Kids vom Skatepark. Wer den ersten drei Alben nachtrauert, hängt halt in einem anderen Genre ab. Und genau da sind wir eigentlich wieder beim Thema. Bands kümmern sich selten um das Genre in das sie Fans oder Journalisten gerne stecken. Thrice offensichtlich gar nicht. Stetig kommen von dieser US-amerikanischen Band neue Alben, die sich an einer breiten Vielzahl an vermeintlichen Rock-Spielarten bedienen. Beim bislang letzten Werk "Horizons/East" schwingt da wieder stärker ein Postcore-Gefühl mit. Die Songs verlieren sich weniger in den Refrains, als bei ihren Vorgängerwerken. Insgesamt sind sie aber auch noch nachdenklicher - was sich in relativ kryptischen Lyrics äußert. Mit Kensrues sich weiter öffnenden Weltbilds ist so langsam eben nicht mehr viel mit vermeintlichen Bibel-Parallelen erklärt. Als wär Frontmann Dustin Kensrue nicht schon immer in seinem eigenen Kopf zuhause - doch lassen diese zehn Songs sich noch mehr Zeit - und noch mehr Klänge offen stehen. So passiert auch viel zwischen den Tönen. So kommt eine neue progressive Ebene hinzu, der die Band bislang eher selten Platz gelassen hatte. Songs wie "Still Life", "The Dreamer" und "Dandelion Wine" sind das Ergebnis. Diese drei Titel bilden den perfekten Kontrast zu den Rhythmus-getriebenen Stücken "The Color of the Sky", "Buried in The Sun" und "Summer Set Fire to the Rain". Allein in diesen sechs Songs rangieren die hörbaren Einflüsse zwischen Jawbreaker-Emo, Neurosis-Post-Rock und Beatles-Garage-Pop-Rock. Aufgenommen haben Thrice ihr mittlerweile zehntes Album (je nach Zählweise: insgesamt 15 Releases) im hauseigenen New Grass Studio. Mit der übermäßig vorhandenen Zeit eines Pandemie-Lockdown-Jahres. Gemischt hat es der Freund der Band, Scott Evans, der auch ziemlich verbandelt mit der Post-Doom-Band Neurosis ist. (Aha!) Daher der düstere Sound? Um nicht mit einer Frage zu enden - die gute Nachricht zum Schluss: Thrice ließen in einem Interview durchblitzen, dass möglicherweise schon früher als erwartet das nächste Album "Horizons/West" anstehen könnte.
10/10 Punkte
Für Freunde von: Jawbreaker, Neurosis, Moneen, Circa Survive, Radiohead, O'Brother
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