Nachwirkungen vom Maifeld Derby Nummer 10 in Mannheim. Lang vermisste Live-Musik und neue Liebschaften. Culk, De Wolff und The Notwist.

 

Bild vom neuen "Biergarten D'Amour" beim "Corona"-konformen Maifeld Derby 2021. Foto: instagram.com/myindiemind.stuttgart 

So viel erstmal vorab: Dies ist leider kein ausführlicher Bericht über das 10. Maifeld Derby, das endlich in Mannheim stattfinden konnte. Am vergangenen Wochenende, nach einjähriger Pause und fast regelmäßiger monatlicher Verschiebung, fand das Indie-Pop-Rock-Musik-Festival für Liebhaber an einem Wochenende statt, an dem ich von drei möglichen Tagen nur einen Tag Zeit hatte. Arbeitsbedingt. Leider. Insgesamt waren laut Medienberichten wohl 6500 Menschen dort, schön für die.

Lange hatten wir darauf hingefiebert, eigentlich hauptsächlich wegen diesem einen Punkt: laute Live-Musik. Oder wie erging das euch? Wann hattet ihr zuletzt Live-Musik, laut über Bühnen-Verstärker gehört? Ich weiß nicht wie viele Festivals oder generell Live-Shows in Deutschland in den letzten ein-einhalb Jahren möglich waren. Viele waren es nicht. Für mich war das Maifeld Derby die erste musikalische Live-Show, ohne Kopfhörer-Konzept - die ich seit März 2020 erleben durfte. Entweder hatte ich andere Möglichkeiten nicht wahrgenommen, oder sie haben nicht in mein Zeitkorsett gepasst. In diesem Fall hatte ich nur sonntags die Möglichkeit nach Mannheim zu fahren. Von Stuttgart, eine Stunde Autobahn-Stau inklusive. Privat gekaufte Tickets im Gepäck, keinen Anspruch hier auch wieder zu arbeiten. Denn komischerweise ist diese Pandemie-Zeit für einen Journalisten eine arbeitsreiche Zeit. Selbst wenn ich den Job nicht überdurchschnittlich selbstaufopfernd ausübe, liegt irgendwie halt einfach viel an.

Ich will in diesem Text (abzüglich der Bildunterzeile) nur einmal das Wort "Corona" verwenden, denn darüber zerreißen sich alle anderen schon oft genug die Lippen. Ich hab dazu eigentlich nichts weiter zu sagen, als dass es eine gesundheitliche Katastrophe ist, die gesellschaftlich einiges kaputt gemacht hat. Das Maifeld Derby war zunächst davon ja garnicht betroffen. Die einjährige Pause war eingeplant gewesen, von Macher Timo Kumpf.

10. Maifeld Derby - Maimarktgelände, Mannheim. (vom dritten bis fünften September 2021)

Wenn ihr jetzt immer noch lest, erzähle ich euch den Rest und warum ich diesen Text überhaupt schreibe. Das Maifeld Derby Nummer 10 fand also mit Verzögerung schließlich statt. In einer abgewandelten Form. Zwei statt drei Bühnen. Komplett bestuhlt. Wegen Hygienekonzept. Maskenpflicht auf den Wegen zwischen den Sitzplätzen, Luca-App-Check-In, 3G-Nachweis. Der ganze Schnickschnack. Man durfte am Platz aufstehen, und in Grüppchen ganz unbeschwert feiern und auch tanzen. Zum Glück. (War übrigens super organisiert und alles hat funktioniert, auch wenns ein etwas außerirdisches Gefühl ist, auf einem Festival mit Mund-Nasen-Maske rumzurennen - als wäre die Atmosphäre vergiftet, oder wir hätten den Mars noch nicht ganz ge-terra-formt um ihn bewohnbar zu machen.) Trotzdem war es ein Bisschen wie Heim kommen. Heim zur Live-Musik. Am Sonntag spielten immerhin noch zwölf von 34 Künstlerinnen- und Künstler-Kollektiven. Bands wäre zu einfach zu sagen gewesen. Und unter diesen zwölf Auftritten schafften es tatsächlich einige wieder mich zu überraschen. Den alten abgenutzten Möchtegern-Musikjournalisten, der alles schon gesehen und gehört hat. Eine dieser Bands: Culk aus Österreich. Kurz beschrieben: irgendwie wie Warpaint auf Deutsch. Es tat vielleicht auch einfach gut schlackernde E-Bass-Saiten über Verstärker laut zu hören. Aber vielleicht waren die auch einfach ziemlich gut? Und warum hatte ich die eigentlich nicht schon ewig mal gehört? Vielleicht hab ich halt einfach zu viel zu tun. Vielleicht ist das auch einfach das Maifeld Derby, das immer wieder neue Hörer für Bands findet. Und in dem Fall bin ich halt neu bei Culk dazugekommen. Und ich bereue nichts.

Außerdem hat mich die Show der Arschtritt-Hard-Rocker De Wolff aus den Niederlanden voll abgeholt. Die selbe Bühne durften zu später Stunde die altehrwürdigen The Notwist aus Oberbayern mit ihrem wahnsinnigen Indie-Noise-Traum zur Ruhe legen. Die hatte ich, glaube ich, in ähnlicher Form zum letzten Mal vor einer Ewigkeit live gesehen. (Muss beim BootBooHook-Festival 2010 in Hannover gewesen sein.)

Unterm Strich: Als der Tag vorbei war wusste ich wieder was mir mindestens das letzte Jahr so unmissverständlich gefehlt hatte. Eins meiner Lebenselixiere. Gute Live-Musik.

Das nächste Maifeld Derby ist für 10./11./12. Juni 2022 angekündigt.

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