Deftones - "Ohms". Diese alten Herrschaften wissen eben wie die Gratwanderung zwischen Modern Metal und Post-Something funktioniert. //Album-Rezension.

 

Deftones - "Ohms"
VÖ: 25.9.2020
via: Reprise Records / Warner Records

Deftones muss ich nicht erklären. Oder? Okay, der Vollständigkeit wegen. Die Band aus Sacramento, Kalifornien, um Stimme Chino Moreno, wurde in den Neunzigern immer dem Nu Metal zugeschoben. Dabei waren Deftones immer schon progressiver und unterschiedlicheren Genres offener, als viele Kollegen des Crossover-Genres Nu Metal. Klar, Crossover sagts schon: All over the Place und die Genregrenzen sind Journalistengemacht und lösen sich täglich weiter auf. Doch im Falle von Deftones möchte ich noch viel mehr von einem Band-typischen Sound sprechen als von einem Genre. Denn kaum eine Band prägt die aktuellen Modern-Metal- und Metalcore-Ausbrüche vermeintlich junger Bands mehr als das was diese Band um Chino Moreno. Dabei tut sie eben das was sie schon seit Anbeginn macht: sich neu erfinden, doch den eigenen Sound immer unverkennbar beibehalten. Einprägsam war das 2010 mit Deftones' Album "Diamond Eyes" gelungen. Vor allem die tiefer gelegten Gitarren-(man möchte schon sagen)-Groves haben es einer ganzen Generation von Post-Metalcore-Bands angetan. Seitdem zu hören bei zig Bands, die diesen Sound aufgreifen, und ein Subgenre zum Subgenre zum Subgenre daraus generieren. Atmospheric Progressive Post-Metalcore? Wahrscheinlich ja. Und Deftones sind die Ur- und Großväter davon. Lange Rede, und doch noch nicht so viel gesagt. "Ohms" das neue Album der Kalifornier, aus dem tiefblauen Democrats-Staat, (US-Wahl-Baby! Wir wollen jetzt allerdings nicht zu politisch werden, soll doch Leadgitarrist Stephen Carpenter ein verblendeter esoterischer Pandemie-Kritiker sein (?!) und Achtung Unterstellung: dem Kiffen bestimmt nicht abgeneigt.) mittlerweile neunte Album von Deftones, und immer ist noch nichts altbacken, aber immer noch vertraut. Ich höre hier aus vielen Genres und Epochen, der Band und der unterschiedlichen Szenen Töne und Melodie-Muster. Einflüsse aus Post Hardcore, Metal, Dream-Pop, Ursprünge aus der eigenen Discographie: "Around the Fur", "White Pony", ja "Diamond Eyes und für mich sogar stark das unterbewertete "Saturday Night Wrist". Eine interessante Hintergrundinfo stiftet auch durchaus Sinn warum sich das so heimelig anfühlt: Producer Terry Date hat mit Deftones schon die Alben "Adrenaline", "Around The Fur", "White Pony" und "Deftones" aufgenommen. Der Mann kennt die Band und ihren Sound. Klar funktioniert das, bei diesen Referenzen. Außerdem ist Date für Slayers "Repentless" und Bring Me The Horizons "Sempiternal" verantwortlich. Wenn ich gerade schon vom Genregrenzen Auflösen spreche. Genug Exkurs. Abschließend: Ich habe keinen Lieblingssong auf "Ohms". Ich mag sie alle, ich mag das Gesamtwerk. Jedes einzelne Lied. Unbedingte Empfehlung.

9/10 Punkte

Für Freunde von: Sleep Token, Being As An Ocean, Thrice, O'Brother, †††, Circa Survive, Opeth

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