Viel Wind um viel. Das erste Stuttgart Festival war ein Erlebnis.
Ólafur Arnalds. Eines der Highlights und der Vorbote des Sturms Foto: Patrick Urbani |
Über den ersten Tag hinweg spielten einige kleine bis mittelgroße nationale, lokale und internationale Acts. Eau Rouge durften das Festival eröffnen, auf der kleineren der beiden Bühnen. Ihr Poppiger Prog-Indie sorgte für die ersten Tanzbeine an einem ereignisreichen Wochenende. War es am Freitag tagsüber noch brutzelnd heiß, sollte das Bild sich Richtung Nacht ändern. Lange nachdem einige Hochkaräter wie Charity Children und Balthazar das frisch geborene Festival begeistert hatten.
Blitze am Himmel, zeichneten über den Köpfen der Festivalbesucher während der Show des Multiinstrumentalisten Olafur Arnalds, ein Bild davon, was uns wenige Minuten später den Abend verderben sollte.
Die entfernte Gewitterfront brachte Sturmböen von Geschwindigkeiten zwischen Stufe acht und neun zur Messe Stuttgart. Die ungebetenen windigen Gäste packten Pavillons und Banden, und sorgten bei den Veranstaltern für Kopfzerbrechen und heiße 30 Minuten, in denen über den weiteren Verbleib des Festivals diskutiert werden musste.
Veranstalter Tobias Reisenhofer versicherte uns im Gespräch, dass die darauf folgende Entscheidung im Krisenstab, von Wetterexperten, Feuerwehr, Notdiensten und Festivalleiter, nicht leicht fiel, jedoch sei man auf den Beschluss gekommen, dass die Wetterlage für die Besucher und Künstler des Stuttgart Festivals zu gefährlich sei. So wurde der erste Festivaltag des ersten Stuttgart Festivals frühzeitig beendet. Während der Show der Elektro-Künstlerin Dillon wurde das Festival abgebrochen. Die Durchsage "aus Sicherheitsgründen muss das Stuttgart Festival leider abgebrochen werden" der Stimmungskiller.
Die Headliner am Freitag, Crystal Fighters, fielen somit ersatzlos aus. Die darauf folgenden Geschehnisse zeugten aber von der richtigen Entscheidung der Veranstalter. So sind knapp eine halbe Stunde nachdem der letzte Gast vom Gelände verschwunden war ganze Teile der Kunstausstellung, des in der Mitte gelegenen Art-Markets auf die unterhalb gelegene kleine Bühne gewuchtet worden. Der Auslöser: mächtige Sturmböen.
Durch die Aufräumarbeiten und anhaltenden Sturmböen über Nacht, musste der zweite Festival-Tag Mittags verspätet beginnen. Anstatt um 12 öffneten um 16 Uhr die Tore. Weitere Konzerte mussten abgesagt werden. Horror für jeden Veranstalter, Ärgernis für die Besucher, die das komplette Festival erleben wollten, und viel Geld für die Tickets hingelegt hatten.
Veranstalter Tobias Reisenhofer versichterte uns, dass er froh sei wenigstens den zweiten Teil des Samtagsprogramms durchziehen zu können. In anderen Teilen von Deutschland sind am vergangenen Wochenende ganze Festivals wegen Unwetter sprichwörtlich abgeblasen worden.
Der Samstag hatte auch mit verkürztem Line-Up einige Spaß bringende Shows zu bieten. Mit dabei die schrägen Berliner Bonaparte und ganz oben auf der Spaß-Skala Reptile Youth aus Kopenhagen.
Als Fazit bleibt uns nur zu sagen, dass das Stuttgart Festival eine Bereicherung für die Stadt ist. Und ab sofort hoffentlich, wie vom Veranstalter gedacht, jährlich für ein Open-Air-Festival mit unglaublich angenehmer Atmosphäre und Stimmung sorgt. Und das auch noch direkt auf Stuttgarter Gemarkung, einfach mit der S-Bahn zu erreichen. Ging mit den Hip Hop Open eine Ära zu Ende, beginnt eventuell mit dem Stuttgart Festival eine neue. - Wünschenswert.
Mehr: stuttgartfestival.de
Mit meinen Kollegen habe ich für das Stadtmagazin #WirInStuttgart vom Stuttgart Festival berichtet.