Eine Ode an die Vergangenheit: Point & Clicks

Soeben das schon etwas betagte Baphomets Fluch 4 der Engel des Todes beendet, entsinne ich mich an seine Vorgänger. Nicht den dritten Teil, der war auch schon in diesem neumodischen, jetzt altbacken wirkenden 3D-Gewand. Wenigstens konnte man den vierten Teil wieder mit Maus steuern, auch wenn das eher schlecht als recht funktionierte. Doch erinnere ich mich noch sehr gerne an den phantastischen zweiten Teil, der noch so schön in der zweiten Dimension gezeichnet war. Das sah schön aus, und ließ sich übersichtlich bedienen.
Die Rede ist natürlich von Point & Click Adventure Spielen. Man erinnert sich noch lebhaft daran wie man als Guybrush die wunderschön gezeichneten Pixellandschaften abgegraßt hat um einen Lacher nach dem anderen zu finden. Man knobelte, man lachte, man war unterhalten, ohne direkte Action zu vermissen, von Killerspielen konnte noch gar nicht die Rede sein. Die Shooter, die so nach und nach kamen, sahen lächerlich aus, und wurden indiziert, weil Nazis dargestellt wurden. Was man schonmal als keinen guten Einstand werten könnte. Der geneigte PC-Spieler hielt sich derweil so oder so viel lieber den lieben langen Tag auf Monkey Island auf. Oder machte mit Larry Yacht nach Liebe, und suchte nebenbei jeden Bildschirm nach rot-weiß-gestreifen Dildos ab. Früher hatten die Spieledesigner noch Humor, und verrückte Einfälle. Heute knallts und rappelts auf dem Schirm und nach acht Stunden ist Schluss und die 60€ scheinen sich dafür nicht mal mehr gelohnt zu haben. Nichts gegen gepflegte Ballereien und Action-Kloppereien. Aber man möchte doch auch ab und an etwas ruhigeres spielen. Das bietet der Markt aber nicht, oder eben nur in abgespeckter Qualität. Es gibt ja immer noch hier und da wieder gute Point & Clicks, aber trotzdem vermisst man die Zeit, als noch so viel Zeit und Liebe und eben auch Budget in solchen Spielen steckte. Day of the Tentacle ist so alt, dass MTV wieder davon reden muss, und es in Game One das perfekte Spiel nennt. Warum kann heute nicht wieder so ein wunderbares Spiel auf den Markt kommen? Man setzt nur noch auf Technik, die in etwa einem Jahr wieder überholt wird, und das meistens das Spiel auch nicht mehr spielenswert macht. Andere machen Spiele in denen keine Tiefe steckt, mit denen man oberflächlich spielt, wie mit einem Gummiball. Nur aber nicht in echt, sondern auf dem Bildschirm. Kaum gute Stories werden erzählt. Kaum ein Charakter mit dem ich mich identifizieren möchte wird neu erfunden. Der namenlose in der Kampfausrüstung und dem großen Sturmgewehr kann mir gestohlen bleiben. Und der 3D George Stobbart ist auch nicht halb so cool wie sein 2D-Vorfahre. Selbiges gilt für Guybrush Threepwood oder Leisure Suit Larry und seiner armseligen 3D-Minispiel-Versoftung. In 2D war der kniffelige kleine Lustmolch doch irgendwie goldig. In seinen verzweifelten Versuchen heiße Mädels abzugreifen. In 3D war er nur noch plump und platt. Das liegt durchaus nicht nur an der Optik. Charaktere waren früher gezeichnet, und sie wurden gezeichnet im Laufe der Geschichte des eigentliches Spiels. Man hatte sie lieb gewonnen. Heute baut man sich irgend einen Gnom und spielt in einer unechten Welt mit den unechten Avataren von echten Menschen. Die Entwickler machen es sich einfach. Anstatt Welten zu erfinden, Stories zu erzählen und originelle Ideen zu entwickeln schreiben sie Skripte die einem befehlen in verschiedener Reihenfolge von A nach B zu gehen um Objekt C zu finden. Wenn man nicht mit Fantasywesen rumtingelt, ballert man sich eben durch den Sci-Fi-Krieg wo das ganze mit vorkonstruierten Filmchen dem Konsumenten ein wenig mehr Abwechslung häuchelt. Ich vermisse die Seele einer gut erzählten Story. Zu mindest gibt es zu Teilen noch gute Action-Adventure die, abgesehen von den Kämpfen, doch irgendwo manches mal schön intuitiv anmuten. Beyond Good & Evil... oder Ico... oder aber auch Assassin's Creed und Prince of Persia.. ja die Kunst ist doch noch nicht ganz verloren. Trotzdem wünschte ich mir ein Baphomets Fluch 5 in guter alter 2D-Schönheit.

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