Wagenhalle wiedereröffnet, bzw. neu eröffnet. Die Kunst-Avantgarde vom Kunstverein Wagenhalle hat ihre Heimat wieder. Wir waren beim Eröffnungswochenende, coronakonform.
Nach dreieinhalb Jahren ist es doch schon wieder soweit: Der Kunstverein Wagenhalle hat in seine Beheimatung im Stuttgarter Norden wieder, und auch die Container City lebt noch. Es sieht fast so aus als hätte Stuttgart seiner freien Kunstszene eine weitere Chance gegeben. Am zweiten Oktoberwochenende des verflixten Pandemiejahrs 2020 gab es die gute Neuigkeit mit einem Tag der offenen und neuen Ateliers zu feiern. Da gab's Eiblicke in das gelungene neue Konzept, den neuen Neubau und die altgewohnte große Kunst, die hier in dieser Keimzelle der Stuttgarter Avantgarde so gerne entsteht. Dundu, die die animierbaren Lichtriesen sind nur einer der weltweit bekanntesten Exporte hier aus der Halle. In die brandschutzbedingt kernsanierte Wagenhalle haben der Verein, seine Unterstützer und die Stadt Stuttgart gemeinsam ein neues Raumkonzept integriert. Holzwände bilden die neuen flexiblen Atelierräume, für freie Künstler aller Coulleur.
Zum hier entstandenen und gewachsenen und selbst ausgerufenen Kulturschutzgebiet gehören mittlerweile die Container City, der neue Projektraum im Neubau und die jetzt wieder neueröffnete Wagenhalle. Alles neu. Alles beim alten? Immerhin wirkt das ganze immer noch schön progressiv und wichtig: immer noch frei.
Zitat: kunstverein-wagenhalle.deDas „Kulturschutzgebiet“ ist ein übergeordneter strategischer Ansatz des Kunstverein Wagenhalle, die Flächen, die durch das Städtebauprojekt S21 und dessen langfristige Verzögerung frei wurden, in den Fokus der Stadtentwicklung Stuttgarts zu rücken und sie dauerhaft für die Produktion von Kunst und Kultur am Nordbahnhof zu etablieren. 2016 wurde das Kulturschutzgebiet mit der Beschilderung an allen Eingängen des Areals vom KünstlerInnenpaar Sylvia Winkler und Stephan Köperl auch geografisch verortet und deklariert.
Bei der „Bürgerbeteiligung Rosenstein“ 2016 und als Jurymitglied des „internationalen städtebaulichen Wettbewerb Rosenstein“ 2018/2019 hat unser erster Vorsitzender Robin Bischoff die Idee des Kulturschutzgebiets öffentlich präsentiert und ins Bewusstsein der Verwaltung sowie der politischen und fachlichen Entscheidungsträger*innen gerückt.
2015 fasste der Gemeinderat den Entschluss, die Wagenhalle zu erhalten und stellte im nächsten Doppelhaushalt Gelder für deren Sanierung zur Verfügung. Mit dem Umbau wurde das Architekturbüro Brückner beauftragt. Seit 2016 fanden regelmäßige Nutzertreffen mit der Stadt Stuttgart und den Architekt*innen statt, um die Bedürfnisse der Kulturschaffenden zu kommunizieren. Im Anschluss an die Sanierung der Wagenhalle durch die Stadt wurden seit 2019 der Innenausbau und die neuen Atelierkuben in Holzbauweise durch die gGmbH des Kunstvereins als Bauherr realisiert. Finanziert wurden sie über eine Bürgschaft der Stadt mit einem Bankkredit in Höhe von 1,7 Mio €.
Nach dreieinhalbjähriger Umbauzeit konnten die Künstler*innen im Juli 2020 wieder in die sanierte Halle einziehen. Auf einer Fläche von 7500 qm gibt es nun Raum für junge und etablierte Künstler*innen, für Experimente und Kooperationen. 100 Ateliers verschiedenster Größe und Raumqualität stehen in Halle, Neubau und den beiden Gründerzeithäusern zur Verfügung. Ein 30-jähriger Mietvertrag zwischen der Stadt und unserer Verwaltungs-gGmbH eröffnet dem Kunstverein und seinen Künstler*innen neue Perspektiven und Planungshorizonte.
Fotos: mim |
-> Dundu aus der Stuttgarter Wagenhalle