Schönleben - "Übungen im positiven Denken". Stuttgarter Screamo und Emo-Hardcore-Bausteine neu zusammengesetzt von einer Band, die nicht mehr sein will als diese eine Platte. //Album-Rezension.


Schönleben - "Übungen im positiven Denken"
VÖ: 22.07.2020
via: Through Love Records


Schönleben. Mit "Übungen im positiven Denken" ist die erste und wahrscheinlich einzige Platte dieser Band, die keine sein will, erschienen. Zusammengesetzt aus Micha und Jan, der ehemaligen Gitarrensektion, der Stuttgarter Emo-Postcore-Band Reznik Syndrom, Micha, dem Leadsänger, der Ludwigsburger 90s-Emo-Screamo-Band We Had A Deal, Martin, dem Schlagzeuger der Emo-Prog-Punk-Band Mahlstrom und Felix dem Bassisten der Hardcore-Band Rêche ergibt sich ein Sound, den wir die letzten fast 10 Jahre in den lokalen linken Zentren und Jugendhäusern viel zu sehr vermisst haben. Die Melodieführung versetzt mich direkt wieder mit Gänsehaut, und in die Klangwelt von Reznik Syndrom. Die Vocals erinnern an We Had A Deal, doch auf Deutsch klingt das anders, ist auch anders intoniert. Kombiniert werden getragene Spoken-Word-Parts mit diesem gewissen Schlagzeugeballer, das das Ganze mit musikalischer Schwere auflädt. Inhaltlich, textlich tief, schwer zu entschlüsseln, wie wir das von den einzelnen Bands der Akteure hier kennen und kannten. Emotional aufgeladen, diese "Übungen im positiven Denken", fühlen sie sich mehr als zynisch an. Ein wunderbares Mini-Album, das schleichend, fast wie durch Zufall wohl im Proberaum irgendwo bei Stuttgart entstanden ist. Diese Zeit, in der diese Bands, in der Stuttgarter Szene, schon fast aus dem engsten Freundeskreis allesamt aktiv waren, war halt irgendwie besonders. Das merkt man anhand solcher Musik. Vieles Schöne weiß man eben erst in der Retrospektive zu schätzen. Ich glaube darum geht es auch auf dieser Platte.


9/10 Punkte

Für Freunde von: Reznik Syndrom, Mahlstrom, Rêche, We Had A Deal, Leitkegel, Escapado, Käfer K, Envy, Trachimbrod

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Die Artworks der Platte sind von Sänger Micha, Schwarzerrand, himself erstellt worden, und die Platte ist via dem guten Menschen aus Hamburg, Through Love Records, erschienen. Das ergibt alles Sinn. In einer Szene, die es eventuell nie richtig gab, oder die es immer geben wird.



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